Zdenek Adamec gab es wirklich: Der 18-Jährige verbrannte sich an einem Märzmorgen des Jahres 2003 auf dem Prager Wenzelsplatz. In seinem Abschiedsbrief beklagte er die von Gier und Geld geprägte Entwicklung, die sein Land nach der Wende nahm.
Ist Peter Handkes „Zdenek Adamec“ also ein Stück „nach einer wahren Begebenheit“? „Mit wahren Begebenheiten könnt ihr mich jagen“, heißt es dort allerdings. Am 2. August wird Handkes „Szene“, wie er das Stück nennt, bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt. Gestern erschien der Text als schmaler Band im Suhrkamp Verlag.
Was einen bei der Uraufführung von Friederike Heller im Salzburger Landestheater erwartet, lässt sich anhand der Lektüre noch nicht wirklich sagen. Handke reiht Textblöcke aneinander, von Einwürfen und Repliken bis zu längeren Geschichten, ohne sie bestimmten Sprechern zuzuordnen. Es gibt keine Figuren, keine Rollenzuschreibungen.
Eine „weiträumige Szene“ ist „dicht bevölkert mit Feierabendleuten“, die immer weniger werden. Adamec taucht als Person selbst nie auf. Obwohl immer wieder der Charakter des Fests, des Spiels betont wird: Die Figuren erzählen immer wieder von seiner Tragödie. Sie unternehmen so etwas wie eine Rehabilitation der damals als Verrücktheit eines Verwirrten abgetanen Tat.
Im Stück werden viele Geschichten erzählt. Ihre Zusammenhänge bleiben oftmals ebenso im Unklaren wie jene für das vielstimmige Anklingen von Motiven – Zitate aus Musik, Literatur und Film, Parzival und die Kreuzritter, Weltuntergang und Märchen klingen da etwa an.