Zur großen Freude eines kleinen, fachverständigen Publikumskreises gibt es nach coronabedingter Pause wieder die Sonntagnachmittag-Orgelkonzertreihe, die Johannes Ebenbauer (58) eröffnete.
Der in Graz ausgebildete Institutsleiter für Orgel und Orgelforschung der Kirchenmusik in Wien, weltweit engagiert für Konzerte und überdies bekannt durch sein kompositorisches Schaffen, stellte sich damit auch in Linz vor und bereicherte das Programm mit Improvisationen entsprechend dem Konzerttitel „Von der freien Phantasie“.
So frei agierte er jedoch nicht, denn nichts war dem Zufall überlassen. So konnte er seine persönliche Handschrift, ausgestattet mit Ausdrucksreichtum, Erfindergeist und stilistischer Großräumigkeit überzeugend demonstrieren.
Klangvielfalt der Orgel in ihrer ganzen Farbpalette
Ebenbauer ging es in erster Linie um die Klangvielfalt der Orgel in ihrer ganzen Farbpalette, eine klar strukturierte Ornamentik und Rhythmik, immer spannend durch gegensätzliche Kontraste, die von feiner Zurückhaltung in virtuose Laufströme münden.
Formal herrscht gesetzmäßige Ordnung, das aufgestellte Thema ist präsent in den Fugen, so sehr seine Umspielung und Variierung in ihrer Fantasie fesseln. Bei der Registerwahl beweist Ebenbauer sowohl Geschmack als auch Anpassung an den natürlichen Werkcharakter. Übrigens auch sonst im Programm.
Die Werke von Nicolaus Bruhns, Bach und Max Reger führten nicht von ungefähr zu einer geschlossenen Vortragsfolge. Alle drei herausragenden Meister verbindet die Orgelhochburg Leipzig. Der aus der norddeutschen Schule kommende Nicolaus Bruhns, hier mit seinem „Großen“ Präludium e-Moll, war Orgelschüler von Dietrich Buxtehude und beeindruckte den Leipziger Thomaskantor Bach.
Bachs g-Moll Phantasie BWV 542 mit ihren fünf Teilen zeigt wiederum Parallelen auf zu dem „stile fantasticus“ von Bruhns, dessen rhetorische Musik die Strenge der formalen Ideenvielfalt bei Bach überlagert. Zum Höhepunkt führten Phantasie und Fuge d-Moll op. 135b von Max Reger, dessen Werk zu spielen in keinem Repertoire eines Organisten fehlen dürfte.
Ebenbauer zog bei seiner spürbaren Affinität zu diesem Komponisten alle Register für die rhapsodisch frei konzipierten Teile, jedoch ohne deren Form und Harmonie außer Acht zu lassen. Reger wieder kein Zufall, begann doch erst nach Ringen um Anerkennung in Leipzig 1907 der Karriereaufstieg des 1916 verstorbenen Meisters. Der Beifall für Ebenbauer erzwang als Zugabe das improvisierte „Guten Abend, gute Nacht Lied“. Ein Abend mit viel Gefühl und nachhaltigen Eindrücken.