250 Jahre Oö. Landesbibliothek: Faszinierende Klangblüten im Blätterwald

Am Freitagabend fiel mit grandiosen Klängen des L´Orfeo Barockorchesters der Startschuss für die Feierlichkeiten rund um 250 Jahre bibliotheca publica und 25 Jahre Oö. Landesbibliothek.

Ein „Haus des Wissens“ nannte Landeshauptmann Thomas Stelzer in seiner Festansprache die Institution, deren Bedeutung er „gerade in einer Zeit der Wissenschaftsskepsis“ hervorhob. Mit rund 600.000 Büchern und anderen Medien ist sie die größte wissenschaftliche Universal- und Archivbibliothek des Landes. Hierher ziehen sich heuer rund 130.000 erwartete Besucher zurück, um zu lesen und zu arbeiten.

Doch nicht immer ist Ruhe das Gebot in den Räumlichkeiten am Schillerpark, ist die Landesbibliothek doch mit den Landeskonzerten auch zu einem Ort der Musik geworden. Zum besonderen Geburtstag hatte sich Direktorin Renate Plöchl besondere musikalische Gäste gewünscht und sie – auch aus persönlicher Verbundenheit – für einen Auftritt gewinnen können: Michi Gaigg und ihre großartigen Mitstreiter vom L´Orfeo Barockorchester samt herausragender Blockflötensolistin Carin van Heerden.

Natürlich mussten mit diesem Fest auch die gewählten Stücke übereinstimmen. Sie gaben sich in kluger Weise die stilistische Hand: die Komponisten Jean Philippe Rameau (1683-1764) und dessen Zeitgenossen J.S. Bach sowie Georg Philipp Telemann (1681-1767), wie Bach gar nicht so zufällig in Eisenach geboren.

Telemann schrieb über hundert Ouvertüren, studierte Jura in Leipzig, war gräflicher, französisch interessierter Kapellmeister an Orgel und lernte auch die Volksmusik kennen. Das war nicht zu überhören aus dem virtuosen Solospiel der wunderbaren Carin van Heerden in Telemanns a-Moll Ouvertüren-Suite für Blockflöte, Streicher und Basso continuo. Die beiden Passepieds des 15. und 17. Jahrhunderts im Schlusssatz des Werkes ließ sie feierlich im 3/8-Takt tanzen, als befände man sich in einem schnell-heiteren Volkstanz in historischen Kostümen.

Mehr Barock ging fast nicht mehr, oder ja, auch in Bachs d-Moll Cembalokonzert BWV 1052, dessen Allegro-Mittelsatz, von Adagios eingerahmt, Erich Traxler mit euphorischem Schwung gestaltete. Wie alle gleichwertigen Orfeonisten, auffallend immer im Blickkontakt mit der geigerischen Inspiration in der geistig belebenden Kunstbeherrschung von Michi Gaigg, deren Ensemblemitglieder von ihrem ausstrahlenden Charisma profitieren. Diesmal waren es noch Sabine Reiter, Nina Pohn, Martin Kalista, Linda Pilz, Roswitha Haberl, Peter Trefflinger und Martin Hofinger.

Rameaus einleitende französische Tanzouvertüre des Abends hat das gewohnte Format deutlich vorgegeben. Das Klangbild dieses Barockorchesters ist in der Zeit von 35 Prägejahren längst eine unverwechselbare Stimme unseres Landes. Man findet es nicht oft genug bewiesen.

Die Festgäste, die das Atrium bis auf den letzten Platz gefüllt hatten, lauschten fasziniert: unter ihnen Landeskulturdirektorin Margot Nazzal und Vorgänger Manfred Mohr, Landeskulturbeiratsvorsitzende Christine Haiden und Landesamtsdirektor Thomas Schäffer,

Launig, interessant und wissens-, aber vor allem auch sehenswert, die Bilderschau, zu der frühere Direktor Christian Enichlmayr und aktuelle Mitarbeiter des Hauses den Werdegang des Hauses erläuterten. Die Publikation zum Jubiläum mit dem Titel „Am Anfang waren die Bücher“, in der das alles freilich vertieft wird, wird am 7. November präsentiert.

Noch lange nach dem offiziellen Teil führten die Gäste inmitten des wissenden Blätterwaldes inspiriert und auch kulinarisch bestens versorgt Gespräche.

Von Georgina Szeless und Melanie Wagenhofer

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