Ein außergewöhnliches Konzert zum Bruckner-Jahr geht am 7. Juli am Fluss über die Bühne. Rund 90 Blechbläser eröffnen dabei nacheinander an Staumauern in Neufelden und Wilhering und zuletzt vor dem Linzer Brucknerhaus Klangräume in der Natur. Ideengeber und Künstler Joachim Eckl aus Neufelden hat dafür einen großen zeitgenössischen Komponisten zu einem Werk animiert, das von Bruckners 4. Sinfonie, der Romantischen, inspiriert ist. Er setzt mit „Bruckner Tönung am Fluss“ als neues HEIM.ART®-Projekt seine „Melodischen Strömungen“ fort.
Die Energie des Flusses
„Ich beschäftige mich schon lange künstlerisch mit dem Fluss und seiner Energie“, erzählt Eckl im VOLKSBLATT-Gespräch. Und auch die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Michael Pisaro-Liu, Direktor des Californian Institute of art/experimental music, besteht schon seit vielen Jahren. Pisaro-Liu war es, der die erste akustische Soundmap von Los Angeles angelegt, die Stadt in Klangräumen erfasst hat. Hierzulande hat er mit Eckl das Projekt „Lass dich flussaufwärtstreiben“ an der Großen Mühl realisiert. Da war auch eine Arbeit im Brucknerjahr naheliegend, noch dazu, wo Bruckner einst selbst in Neufelden zu Besuch bei Freunden war und dort auch auf der Kirchenorgel gespielt hat.
Lesen Sie auch
Aufstauen und abfließen lassen
Beim Hören von Bruckners Musik, die er sehr bewundere, sei ihm der Hauptansatz für das Projekt klar geworden, erzählt Eckl: „Mich hat das Aufstauen und Abfließenlassen von Klängen bei Bruckner fasziniert.“ Etwas, das gerade in dessen 4. Sinfonie, der Romantischen, wunderbar zu hören sei und Parallelen zum Aufstauen und Abfließen von Wasser durch Staudämme aufweise. „Es ist typisch für Bruckner, dass er Verbindungen zwischen Melodien nicht durchkomponiert, so entstehen ,Löcher´, die zulassen, dass die eigene Stimmung Musik komplettiert“, so Eckl.
Landschaft wird als Resonanzraum zum Stimmungsgeber
Pisaro-Liu hat sich von Bruckners Werk inspirieren lassen und ganz neue Musik geschaffen. „Eine Komposition, die mit kleinen Akkorden und Melodien auskommt. Dabei wird die Landschaft als Resonanzraum zum Stimmungsgeber“, erklärt Eckl. Und dadurch, dass sich die Musiker in der Umgebung bewegen, entstehen unterschiedliche Klangräume und Bruckner-Atmosphäre.
Und die Vögel singen mit
Das Hinzukommen von immer mehr Musikern sorgt für ein Anschwellen der Musik. Die Zuhörer sind angehalten, sich frei zu bewegen. „Es ist ganz unterschiedlich, was man vom Wald aus oder an der Staumauer hört. Und die Vögel, die singen da total mit, werden immer lauter“, erzählt Eckl lachend von Proben.
Landesmusikschulen bilden Riesenorchester
Diese Landschaftsmusik erlebt nun also am 7. Juli ihre Uraufführung. Eckl konnte dafür Musikschulen gewinnen, die sich auf der Strecke Neufelden-Linz an der Donau befinden. Die Leitung des Riesenorchesters übernimmt Wolfgang Panholzer von der Landesmusikschule Lembach. Die Musiker sind altersmäßig bunt gemischt, die jüngsten sind 12 Jahre alt.
Beginn ist um 16 Uhr an der Staumauer in Neufelden, wo die ersten rund 35 Bläser etwa 40 Minuten lang spielen. Dann geht es weiter nach Wilhering, wo an der Staumauer die Zahl der Bläser – auf rund 70 Teilnehmer – anwächst und die Musik entsprechend anschwillt. Nach Wilhering ist die Donaulände vor dem Brucknerhaus die dritte Kulisse für insgesamt rund 90 Musiker. Bei Schlechtwetter wird das Programm auf einen Auftritt im HEIM.ART®-Kulturverein in Neufelden und das Finale im Freiraum des Lentos reduziert.
Von Melanie Wagenhofer