„A Killer Romance“: Herrlich schelmischer Sommerblockbuster

Richard Linklater zeigt sich von seiner lockeren Rom-Com-Seite

Richard Linklater wird wohl am meisten für die romantischen Dramen seiner „Before“-Trilogie gefeiert, die vor über 30 Jahren in Wien mit Ethan Hawke und Julie Delpy begann. Mit „A Killer Romance“ ist dem Indie-Regisseur jetzt ein herrlich schelmischer Sommerblockbuster mit philosophischem Unterbauch gelungen. Sein Hauptdarsteller Glen Powell erweist sich als wahrer Verwandlungskünstler.

Das Geheimnis, die größte Freude am Leben zu empfinden, ist, gefährlich zu leben. Das wusste schon Friedrich Nietzsche. Als wir unseren Helden Gary (Glen Powell) zum ersten Mal treffen, zitiert er den deutschen Philosophen und erzählt seinen Studenten an der Uni von New Orleans irgendwas von Selbstverwirklichung und Genuss. Er selbst isst in der nächsten Filmszene mit seinen beiden Katzen „Es“ und „Ich“ zu Abend.

Vom Philosophieprofessor zum Undercovercop

Der unauffällige Philosophieprofessor ist ein netter Kerl in weißen Socken und Sandalen, aber von Genuss kann keine Rede sein. Weil er aber gerne an Elektronik herumbastelt, arbeitet er nebenbei auch für die Polizei. Er hilft dabei, Leute zu schnappen, die Auftragskiller anheuern wollen, sitzt dabei aber immer nur im Lieferwagen und hört bei den Verhandlungen mit. Als der übliche Undercovercop (Austin Amelio aus „The Walking Dead“) suspendiert wird, sieht sich Gary plötzlich gezwungen, einen Profikiller zu spielen – und siehe da, er ist ein Naturtalent!

Bis an diesen Punkt ist „A Killer Romance“ eine mehr oder weniger wahre Geschichte. Es gab einen echten Gary Johnson, der in den 1990er und 2000er Jahren nebenbei als falscher Auftragsmörder für die Polizei arbeitete. Für ihre Komödie haben Glen Powell und Richard Linklater, die gemeinsam das Drehbuch geschrieben haben, seine Story adaptiert und ihrer Fantasie sehr freien Lauf gelassen.

Endlich gefährlich leben

Gary hat natürlich keine Ahnung vom Morden, aber der neue Job gibt ihm die Chance, aus sich herauszukommen und andere Identitäten auszuprobieren. Endlich kann er gefährlich leben. Er gibt sich als alles Mögliche aus, vom skrupellosen Russen in Lederoutfit bis hin zum mörderischen Hillbilly mit verfaulten Zähnen. In einer Szene imitiert er den geschleckten Christian Bale in „American Psycho“ (es ist wirklich sehr lustig). Die misshandelte Ehefrau Madison (Adria Arjona aus „Star Wars: Andor“), die ihren Mann loswerden will, bekommt „Ron“, einen sensiblen, sexy Killer, der zum Hengst im Bett wird. Denn natürlich verliebt sich Gary in die schöne Frau, nur denkt sie, er sei immer noch Ron. Und Gary denkt auch irgendwie, er sei Ron. Alles, was danach kommt, wird am besten selbst erlebt.

„Spaß mit Herz und Verstand“

„A Killer Romance“ sieht nicht aus wie ein klassischer Film von Richard Linklater. Der vielleicht größte Hersteller kleiner Filme im amerikanischen Kino („Confusion“, die „Before“-Trilogie und „Boyhood“) zeigt sich hier von seiner lockeren, großspurigen und sogar erotischen Seite. Seine Verwechslungskomödie fällt in die Kategorie „Spaß mit Herz und Verstand“, dank dessen, was Gary in einem ironischen Off-Kommentar als professionelle Faszination für „das ewige Mysterium des menschlichen Bewusstseins und Verhaltens“ beschreibt.

Star des Monats

Am wichtigsten ist aber vielleicht, dass Glen Powell den verschmitzten Helden spielt, und zwar abwechselnd nerdig, sexy und charmant. Der Texaner treibt sich schon seit einiger Zeit in Hollywood herum. Linklater hat ihm Rollen in „Fast Food Nation“, „Everybody Wants Some!!“ und „Apollo 10 1/2: Eine Kindheit im Weltraumzeitalter“ gegeben. Mit seinen jüngsten Auftritten in „Top Gun: Maverick“ und dem bevorstehenden Kinostart von „Twisters“ hat sich der charismatische Schauspieler durchaus für den Star des Monats qualifiziert.

Von Marietta Steinhart

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