„Ab in die Box“ heißt es im Wiener Kosmos Theater. Vor der Vorstellung wird man aufgefordert, all seine großen und kleinen Sorgen auf einen Zettel zu schreiben und in die Büchse der Pandora zu werfen, die hier eher eine Schachtel ist. Weil „Ab in die Box“ eine Zaubershow ist, sollen die Sorgen während der Vorstellung verschwinden. Schwupps – weggezaubert! Doch weil sich unter der Regie von Anna Marboe Illusion und Desillusion die Waage halten, kommt alles ein wenig anders.
Was einen erwarten wird, war bei dieser Uraufführung nach einem Konzept von Regisseurin Anna Marboe, Schauspielerin Michaela Bilgeri vom aktionstheater ensemble und Schauspieler und Zauberkünstler Raphael Macho am gestrigen Mittwoch kaum abzusehen. Es war dann kein durchgehend magischer Abend, und verzaubert wurde man auch nicht so recht, obwohl Mitglieder des Publikums ausgiebig zur Mitarbeit auf die Bühne gerufen wurden. Das Konzept zwischen Vorspiegelung und Dekonstruktion bringt mit sich, dass man nie so recht weiß, woran man ist.
Zauberkunststücke und die Kunst des pathetischen Scheiterns
Das beginnt bei den Mitwirkenden: Mit dem als Shownummer vorgetragenen „Abracadabra“-Song der Steve Miller Band werden „die zauberhaften Zwölf“ angekündigt, auch als „das dreifache magische Quartett“ oder „das vierfache tricksende Trio“ bekannt. Bilgeri, Macho und die aus Mexiko stammende Schauspielerin Edwarda Gurrola können viel – vierteilen können sie sich nicht. Also bleibt es beim einfachen Trio, das Kartentricks und andere Zauberkunststücke, vor allem aber die Kunst des pathetischen Scheiterns beherrscht.
Lug und Trug, Täuschung und Tarnung stehen im Mittelpunkt des kurzweiligen, dramaturgisch aber immer wieder holprigen Abends, der vom großen Hostini gehostet wird, was natürlich eine Anspielung auf den großen Zauber- und Entfesselungskünstler Harry Houdini ist. Und weil an diesem Abend alles schief geht, weswegen man sich im zweiten Teil dazu entschließt, nicht mehr zu tun, als ob, sondern seine Geheimnisse preiszugeben (was natürlich dann auch wieder nicht so klappt wie versprochen), gibt der gefesselte Raphael Macho in seinen Versuchen, seine Ketten zu sprengen, das wohl armseligste Bild des Abends ab.
Eine rasende Laborratte und ein unzufriedener weißer Hase
Keine Zaubershow ohne Tiere. Also hat Macho auch einen Auftritt als Ratphael, die rasende Laborratte, und hilft dank seiner abgeschlossenen Lehre der Elektrotechnik bei der Vorführung der Fertigkeiten des Beamens und des Klonens. Schließlich leistet die Wissenschaft die entscheidenden Vorarbeiten für die Tricks, die in Wahrheit nur besonders gut verpackte Experimente sind (die ja auch manchmal schiefgehen), heißt es. Dank neuartiger Zugänge zur Zwillingsforschung bekommt etwa eine Premierenzuschauerin einen eineiigen Zwilling an ihre Seite gezaubert.
Und dann gibt es noch einen weißen Hasen, der aus der Schule plaudert. Nun weiß man auch, wie entwürdigend es ist, im engen Zylinder auf seinen Auftritt warten zu müssen. Alles fauler Zauber also? Nicht ganz. Die Sorgen verschwinden zwar nicht, doch statt den problembeladenen Zetteln, die man vor der Vorstellung „In die Box“ legen durfte, entnehmen die Besucherinnen und Besucher beim Verlassen des Saals – simsalabim! – eine Frohbotschaft: „Alles wird gut“. Da muss Zauberei im Spiel sein!
(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)
„Ab in die Box. Eine Zaubershow“, Konzept & Recherche: Michaela Bilgeri, Anna Marboe, Raphael Macho, Regie: Anna Marboe , Zauberei: Raphael Macho, Text & dramaturgische Mitarbeit: Vincent Sauer, Bühne & Kostüm: Tanja Maderner, Musik: Paula Langthaler, Mit: Michaela Bilgeri, Edwarda Gurrola, Raphael Macho. Koproduktion mit dem MOG Ensemble. Uraufführung im Kosmos Theater, Siebensterngasse 42, 1070 Wien. Weitere Aufführungen: 6., 7. und 11.-14. Dezember. kosmostheater.at