Am Dienstag luden der junge Dirigent Matthias Achleitner und die von ihm gegründete, ebenso junge „OÖ Philharmonie“ aus Anlass des Brucknerhaus–Jubiläums zu einem Festkonzert ein, mit dem freilich in erster Linie das Debüt der beiden Partner in diesem renommierten Konzerthaus gefeiert wurde. Zahlreíche Fans jeden Alters – von denen nicht wenige offensichtlich zum ersten Mal den großen Konzertsaal betraten – waren der Einladung gefolgt und wurden mit einem gegensätzlichen wie wohlausgewogenen Konzertprogramm belohnt.
Eindrucksvoll gespielt und entsprechend bejubelt
Denn vor der Pause war eine geschickte Auswahl von Tänzen zu hören, die in berühmten Werken A. Dvoraks (3. Slawischer Tanz op. 72/3), J. Brahms‘ (5. „Ungarischer“ Tanz) und A. Borodins (Polowetzer Tänze) gipfelte. Speziell Borodins berühmte Komposition hätte eine Art Mutprobe sein können, wurde aber eindrucksvoll gespielt und entsprechend bejubelt.
Sicherer Dirigent und talentierter Musikvermittler
Achleitner führte sein Orchester energisch und unmissverständlich mit wohltuend sparsamer, aber effizienter Zeichengebung. Überdies setzte er sich gekonnt einer besonderen Belastung aus: Er moderierte auch das Programm und erläuterte geschickt das jeweilige Werk, sich so als talentierter Musikvermittler vorstellend. Keine einfache Aufgabe, denn sie verlangte jedes Mal die höchste Konzentration, von Musik auf Text und vice versa „umzuschalten“.
Dem eher „populären“ Programmteil folgte nach der Pause eine markante Herausforderung: Die selten zu erlebende, monumentale „Orgelsymphonie“ von Camille Saint Saens. Das Werk weist gemäß dem klassischen Ideal der Sinfonie zwar vier Sätze auf, die aber zu zwei Abschnitten zusammengezogen sind und jeweils „attacca“ gespielt werden. Es gilt gleichsam als Hommage an Franz Liszt in dem Sinn, dass ein Generalthema vielfach variiert durch alle Sätze zieht.
Der Dirigent hatte es ausgewählt, um auch die prächtige Orgel des Brucknerhauses zur Geltung zu bringen. Das Bühne und Saal beherrschende Instrument wurde von Daniel Freistetter hervorragend präsentiert und spielte vor allem im Finale der Sinfonie eine gewichtige Rolle. Dieses Finale ist groß angelegt und wird von einer gewaltigen, alle Kräfte fordernden Doppelfuge gekrönt.
Wie Achleitner die heikle Aufgabe gelöst hat, das Orchester nicht nur ohne Panne, sondern ausdrucksvoll über alle Hürden der komplizierten Fuge zu führen, war mehr als erstaunlich, ja bewundernswert. Naturgemäß riss diese Leistung das Publikum von den Sitzen: Minutenlange Standing Ovations!
Von Paul Stepanek