Der Salzburger Regisseur Adrian Goiginger erzählt in seinem ersten Buch, verfasst mit Schriftsteller Walter Müller, die Lebensgeschichte seines Uropas. Franz Streitberger aus Saalfelden war jener Wehrmachtssoldat in Goigingers Film „Der Fuchs“, der im Krieg eine innige Beziehung zu dem Tier hatte. In „Franz. Die Geschichte meines Urgroßvaters“ wird das entbehrungsreiche Leben von Franz als „Annehmkind“, Soldat, Kriegsgefangener, Eisenbahner und Familienvater beleuchtet.
„Annehmkind“ aus bitterer Armut
Diese Kindheit war geprägt von bitterer Armut auf einem Bauernhof. Als Elfjähriger wurde Franz von seinen Eltern als „Annehmkind“ an eine gut situierte Bauersfamilie weggegeben, wo er als Hausknecht arbeiten musste.
Im Zweiten Weltkrieg erlebte er als „Kradmelder“ zahlreiche Kriegsschauplätze, entrann durch Glück dem Tod und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg verbesserte sich mit dem Wirtschaftswunder langsam die Situation.
Ein Versuch, zu verstehen
Die Biografie basiert auf Gesprächen mit Familienangehörigen, Historikern und Interviews, die Goiginger noch in seiner Jugend mit seinem als schweigsam geltenden Urgroßvater geführt und 2008 auf Tonband aufgenommen hat. „Lässt sich überhaupt aus der Vergangenheit lernen?“, fragt der Filmemacher am Ende des Buches. „In jedem Fall können wir versuchen zu verstehen. Unsere Großeltern, Urgroßeltern und Ururgroßeltern. Einen so schweigsamen Menschen wie Franz Streitberger, der, wie er selbst stets davon überzeugt war, eigentlich gar nichts zu erzählen habe.“
Adrian Goiginger, Walter Müller: Franz. Die Geschichte meines Urgroßvaters. Verlag Anton Pustet. 144 Seiten, mit historischen Fotos. 28 Euro.