Die Situation der Medien im internationalen Spannungsfeld, die Spaltung der Gesellschaft durch Desinformation und der wachsende Nationalismus sind im Mittelpunkt des Jahreskongresses der „Europäischen Journalistinnen und Journalisten (AEJ)“ gestanden, der jüngst in Rom abgehalten wurde. Rita Lofano von der italienischen Nachrichtenagentur AGI nannte die Wahl des Republikaners Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten „einen Wendepunkt auch für die Medien“.
Glaubwürdige Information habe es immer schwerer, so Lofano weiter. Die traditionelle Presse stehe unter ökonomischem Druck. Der Nationalismus wachse, ein Teil der Bürger sei müde und vereinfache, was vor sich gehe.
„Warum akzeptieren wir, dass Algorithmen Entscheidungen treffen?“
Ähnlich Fabio Filocamo, Korrespondent der Tageszeitung „Corriere della Sera“: Die Menschen würden längst nicht mehr die Homepages von Qualitätszeitungen öffnen, sondern würden von Algorithmen gesteuerte Nachrichten auf ihre Handys bekommen; sie hörten, was sie hören wollen. „Warum akzeptieren wir, dass Algorithmen Entscheidungen treffen, ohne überhaupt zu wissen, wie diese Algorithmen funktionieren?“
Es gebe kein Patentrezept dagegen, man könne auch nicht die Technologie stoppen, aber „wir sollten unseren Verstand benutzen“. Es beginne in der Familie mit der Frage: „Woher hast Du diese Information?“ Diese Auseinandersetzung zwischen Qualitätsjournalismus und Desinformationsblasen sei „ein Informationskrieg, der Ausgang ist offen“. Letztlich würde jedoch die Glaubwürdigkeit die Oberhand gewinnen, hofft Filocamo.
Das Führungsteam der „Association of European Journalists“ wurde bei dem Kongress in Italiens Hauptstadt neu bestellt. Neuer Präsident ist Arber Hitaj (Albanien). Die österreichische AEJ-Journalistin Brigitte Rambossek wurde neue Vizepräsidentin. Es ist ein dreiköpfiges Team, dem auch Irina Nedewa (Bulgarien) und Panagiotis Sfaelos (Griechenland) angehören. Die Medienvertretung AEJ ist in 16 europäischen Ländern präsent.