Fassade in Zuckerlrosa, Fensterrahmen und Stuckleisten in Weiß, ein Langhaus mit zwei Eingängen. So präsentiert sich das Lebzelterhaus in Vöcklabruck, das in einer Chronik erstmals 1774 erwähnt wurde. Wo einst u. a. Lebzelter ihrem Handwerk nachgingen, befindet sich heute die Stadtgalerie Vöcklabruck, die 1979 auf Initiative von Kommunalpolitikern und Architekt Hansjörg Eiblmayer gegründet wurde. Er lenkte als künstlerischer Leiter die Geschicke der Galerie bis 2012.
Alexander Schmid ist seit 2005 Chef der Kulturabteilung und als solcher auch verantwortlich für die Galerie im Team mit den Künstlern Manfred Pohn und Lore Lacher. Künstler bewerben sich selbst oder das Team tritt an sie heran. „Im Jahr gibt es sieben Ausstellungen in fünf Galerieräumen. Kachelöfen aus dem 19. Jahrhundert unterstützen das besondere Ambiente und werden manchmal von Künstlern in die Ausstellung einbezogen“, erzählt Schmid.
Ausgestellt wird zeitgenössische Kunst in unterschiedlichsten Techniken. Usus ist es, den an den Hausruckviertler Kunstkreis abgetretenen Raum parallel zum Ausstellungsprogramm zu bespielen. Außerdem werden die Galerieräume zweimal im Jahr dem Hausruckviertler Kunstkreis für Gemeinschaftsveranstaltungen zur Verfügung gestellt.
Natur und Fragilität
Eine der letzten Ausstellungen mit dem Titel „Der kleinen Dinge Welttheater“ war dem Künstler Erich Fröschl aus Steyr gewidmet. Das Schaffen Fröschls reicht von Zeichnungen, Grafik und Aquarellen bis zu Pastellarbeiten. Sein Markenzeichen ist Detailgenauigkeit, er will beim Betrachter Assoziationen auslösen. Breiten Raum in den Werken des Steyrers nimmt die Natur ein.
Sehnsucht nach Leben
Demnächst stellt Evelyn Kreinecker aus Prambachkirchen unter dem Titel „How fragile we are“ im Lebzelterhaus aus (4.-16. November). Mit dem Namen Kreinecker verbindet man einerseits Kohlezeichnungen von Menschengruppierungen, die in der aktuellen Ausstellung die Seiten eines überdimensionalen Würfels ausfüllen, andererseits ihre Malerei, die sie schichtweise aufbaut, wobei sie Acrylfarbe, Lack, Kohle und Ölfarben in einer Art Mischtechnik verwendet.
Im Mittelpunkt steht der Mensch. „Es ist das Menschsein, das mich beschäftigt. Gesicht, Hände, unsere Haltung zeigen unsere Einzigartigkeit“, so Kreinecker. Die Bilder aus der Serie „How fragile we are“ (übersetzt: Wie fragil wir sind) spüren der Sehnsucht nach Leben, Berührung, Halt, Verbundenheit und Gemeinschaft nach.
„Für mich kann Fragilität eine Kraft sein, nichts, das zerrinnt, sondern etwas, das uns empfindsam und aufmerksam macht. Die letzten Jahre mit allen Unsicherheiten, Ängsten, Isolierungen, Kriegen und Klimaveränderungen haben mit uns allen etwas gemacht. Wir haben gesehen, wie fragil unser Leben und unsere Gesellschaft ist“, so Kreinecker.
Von Gerlinde Rohrhofer