„Alien: Romulus“ – Gelungener siebenter Teil der Sci-Fi-Kultreihe

Ridley Scott als Produzent dabei - Unterhaltsamer Thriller mit kleinem Makel und retro-futuristischer Optik - Easter Eggs für Fans

Das Grauen findet in „Alien: Romulus" eine Fortsetzung. © 20th Century Studios

Mit dem atmosphärisch dichten Science-Fiction-Schocker „Alien“ gelang Ridley Scott 1979 ein Meilenstein des Genres. Actionspezialist James Cameron lieferte 1986 die spektakuläre Fortsetzung „Aliens – Die Rückkehr“. Es folgten vier weitere „Alien“-Teile. Doch die ersten zwei blieben unübertroffen. Jetzt kommt bereits der siebente Film der Reihe in die Kinos. „Alien: Romulus“ ist zeitlich zwischen den beiden Kultwerken angesiedelt und gelungen.

Nachdem Altmeister Ridley Scott „Prometheus – Dunkle Zeichen“ (2012) und „Alien: Covenant“ (2017) – beide erzählen die Vorgeschichte – wieder selbst inszeniert hatte, beschränkte er sich nun auf die Produktion und überließ dem Urugayer Fede Alvarez die Regie. Alvarez war ein Jahr alt, als „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (Titel der deutschen Erstaufführung) in die Kinos kam und Sigourney Weaver als Actionheldin Ripley etablierte.

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In „Alien: Romulus“ kommt Ripley nicht vor. Die Geschichte dreht sich um eine Gruppe desillusionierter junger Leute, die ihrem trostlosen Dasein als Minenarbeiter in einer Kolonie entfliehen wollen. Auf einer verlassenen Raumstation hofft die Gruppe um Anführer Tyler (Archie Renaux), ein paar Hyperschlafkapseln zu finden, um die lange Reise zu einem fernen Planeten anzutreten und dort ein neues Leben zu beginnen.

Für ihren illegalen Trip zur Romulus-Station rekrutiert Tyler unter anderem die Vollwaise Rain (Cailee Spaeny) und ihren „Bruder“ Andy (David Jonsson). Andy ist ein Android, der von Rains Vater programmiert wurde, um sie zu beschützen. Tyler hofft, dass der freundliche Andy auf der Station ein paar Sicherheitstüren öffnen kann. Doch einige Räume wären besser verschlossen geblieben.

Die Ereignisse auf der Nostromo wiederholen sich

Kaum oben angekommen stellen die Einbrecher fest, dass Wissenschafter auf der Romulus-Station etwas gezüchtet haben. Bald wissen Tyler und Co., warum es keine menschlichen Überlebenden gibt. Es handelt sich um Aliens, die bald Jagd auf die jungen Leute machen. Die schrecklichen Ereignisse auf der Nostromo, dem Raumschiff im ersten Film, das auch hier kurz zu sehen ist, wiederholen sich.

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Bewährtes Konzept plus originelle neue Ideen

Filmemacher Fede Alvarez sammelte als Autor und Regisseur von „Evil Dead“ oder „Don’t Breathe“ Horror-Erfahrung und drehte 2018 den wenig beachteten Stieg-Larsson-Film „Verschwörung“. Bei „Alien: Romulus“ setzt er auf das bewährte Konzept des ersten Films und reichert es mit originellen neuen Ideen an. Eine Szene, in der Rain durch einen schwerelosen Raum voller Alien-Säure navigiert, gehört zu den spannenden Höhepunkten.

Retro-futuristische Optik

„Alien: Romulus“ fasziniert mit einer quasi retro-futuristischen Optik, die den aus heutiger Sicht nicht mehr ganz modernen Look von 1979 konsequent fortsetzt, ohne antiquiert zu wirken. Da passen selbst 80er-Jahre-Turnschuhe gut hinein. Die Kulissen und die Aliens basieren weiterhin auf den Designs des 2014 verstorbenen HR Giger, der mit seinem Team für „Alien“ einen Oscar erhielt.

Komponist Benjamin Wallfisch hat in seine atmosphärische Filmmusik geschickt Elemente früherer Soundtracks seiner legendären Vorgänger Jerry Goldsmith („Alien“) und James Horner („Aliens“) sowie von Harry Gregson-Williams („Prometheus“) einfließen lassen. Auch Soundeffekte – und manchmal die absolute Stille – spielen eine wichtige Rolle.

Fans der Reihe, die auch noch zwei Crossover-Filme mit „Predator“ inspirierte, werden diverse Easter Eggs entdecken. So stößt die Gruppe auf einen Androiden namens Rook. Es ist das gleiche Modell wie Ash (Ian Holm) auf der Nostromo. Für die Figur wurde der 2020 gestorbene Holm mit Zustimmung seiner Nachfahren digital rekreiert.

Alvarez‘ Film ist, anders als viele Horror-Thriller heutzutage, weder extrem blutig noch übertreibt er es mit der grafischen Darstellung von Gewalt und Verletzungen. Der Uruguayer verzichtet auf billige Schockeffekte und erzeugt handlungsbezogene Spannung. Für besonders ängstliche Zuschauer gibt es Entwarnung: Zum Nägelkauen ist „Alien: Romulus“ nämlich nicht, die Spannung ist moderat. Der siebente Film der „Alien“-Reihe ist dennoch ein unterhaltsamer Science-Fiction-Thriller und eine sehenswerte Ergänzung der Reihe.

Fortsetzung folgt

Leider passiert im letzten Drittel des Films etwas, was in ähnlicher Form schon 1997 in Jean-Pierre Jeunets „Alien: Die Wiedergeburt“ nervte. Das könnte unter Fans der Reihe für Diskussionen sorgen. Einig dürften die sich indes sein, dass die ersten beiden Filme weiter unerreicht bleiben. Übrigens soll es schon im nächsten Jahr weitergehen. Voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte startet „Alien: Earth“, die erste TV-Serie über das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt.

Von Philip Dethlefs