Anton Bruckner – 200. Geburtstag eines genialen Sonderlings

Am 4. September 1824 wurde Anton Bruckner geboren. © APA/BARBARA GINDL

Privat war Anton Bruckner zeitlebens konservativ, kaisertreu und fromm. In der Metropole Wien eilte ihm der Ruf eines provinziellen Sonderlings voraus und in Liebesdingen agierte er höchst unbeholfen, wovon zahlreiche – allesamt erfolglose – schriftliche Heiratsanträge zeugen.

Musikalisch war er aber im Licht seiner Zeit geradezu revolutionär unterwegs. Diese zwei Seiten zeigt auch das Logo des Brucknerjahrs: ein janusköpfiger Scherenschnitt des markanten Komponistenhauptes.

Lesen Sie auch

Anton Bruckner wurde vor 200 Jahren – am 4. September 1824 – als erstes von zwölf Kindern eines Dorfschullehrers in Ansfelden bei Linz geboren. Bereits als Bub erlernte er das Orgelspiel, war Sängerknabe im Stift St. Florian, absolvierte eine Ausbildung zum Lehrer und wurde nach weiterem Orgelstudium 1855 Domorganist in Linz.

Sein großes Ziel, in Wien zu reüssieren, erreichte er erst nach langem Bemühen. Aber 1868 bekam er schließlich eine Anstellung als Kompositionsprofessor am Konservatorium in Wien und dann auch als Lektor an der Universität Wien. Als Organist feierte Bruckner international Triumphe, etwa in London und Paris.

Acht seiner neun Sinfonien entstanden in den Wiener Jahren. Hinzu kommen die geistlichen Instrumental- und Chorwerke wie das „Te Deum“ und die drei großen Messvertonungen, die bis heute gespielt werden.

Die frühen Sinfonien waren es, die Bruckner einst Kritik einbrachten, sah der damalige Kritikerpapst Eduard Hanslick den Ansfeldener doch als Wagner-Apologeten, den es am Aufstieg zu hindern galt und den er zum Gegenspieler von Johannes Brahms stilisierte. Erst mit den späteren Orchesterwerken errang Bruckner breiten Erfolg.

1891 verlieh ihm die Wiener Universität die Würde eines Ehrendoktors, während Kaiser Franz Joseph ihm bereits 1886 den Franz-Joseph-Orden zugesprochen hatte und letztlich eine Wohnung im Schloss Belvedere zur Verfügung stellte.

Dort starb Bruckner nach jahrelangem Leiden am 11. Oktober 1896. Vier Tage darauf erfolgte die Beisetzung unter „seiner“ Orgel in der Krypta des Augustiner Chorherren Stiftes St. Florian.

Trotz seiner Erfolge war sein Leben stets von dem Gefühl geprägt, in unsicherer Stellung zu leben. Die Charakterisierung als „halb Genie, halb Trottel“ wird heute dem Dirigenten Hans von Bülow zugeschrieben.

Aus gegenwärtiger Sicht ist Bruckner wohl der bedeutendste klassische Komponist aus Oberösterreich. Zahlreiche Kultur- und Bildungseinrichtungen in Linz und Umgebung sind nach ihm benannt – von der Anton Bruckner Privatuniversität bis zum Brucknerhaus.

Das Internationale Brucknerfest findet seit 50 Jahren – symbolisch zwischen seinem Geburtstag am 4. September und seinem Sterbetag am 11. Oktober – in Linz statt und ist mittlerweile fixer Bestandteil des österreichischen Kulturkalenders.