Ein kurzes, aber intensives Neujahrsvergnügen bereitete am Dienstag das Bruckner Orchester unter Markus Poschner im Digitalformat aus dem Orchestersaal des Musiktheaters.
Also hatte auch Linz sein Konzert zum Jahreswechsel, etwas verspätet, aber nie zu spät, um mit der Tradition anderswo konform zu gehen.
Lieblingssinfonie
Was die Wiener Philharmoniker unter den derzeitigen Umständen fertigbrachten, nämlich das Musizieren ohne Zuhörer, konnte auch das Bruckner Orchester. Wenn auch mit einem anderen Programm, denn die üblichen „Sträuße“ ersetzten die „Linzer Sinfonie“ von Mozart und Hits aus der Musicalbranche, dem heutigen Nachfolger von Walzerklängen, wie es auch Marcel Prawy zu sagen pflegte. Aber was hätte hier besser gepasst als eine Linz eigene Sinfonie, jenes geniale Werk des 27-jährigen Mozart, das während eines kurzen Aufenthaltes in Linz entstand, wo er im Auftrag des Grafen Thun für eine Akademie etwas zu komponieren hatte, befand sich doch in seinem Gepäck kein anzubietendes Werk.
In einigen Tagen war es auch schon fertig, weil er es schon im Kopf hatte, bevor die Noten auf dem Papier standen. Poschner verriet in einem der während der Sendung eingebauten Interviews, es sei seine Lieblingssinfonie und zähle zu den ersten Meistersinfonien, unfassbar durch die knappe Entstehungszeit und Vollkommenheit. Er hätte das Werk im Kopf und sein Orchester würde es ebenfalls in- und auswendig kennen. Gerade an dieser eigenen Sinfonie galt es, die Qualität des Orchesters zu messen, wie über eine vorstellbare Routine die Freude am Musizieren siegte. Bei Poschners suggestiver Gestik war dies auch gar nicht anders zu erwarten.
Seine Leidenschaft, die volle, gefühlsbetonte Hingabe an die Musik, die energiegeladene Physis, alles war zu hören und besser zu sehen als im Konzertsaal. Der Satzaufbau aus den Impulsschlägen hatte Klarheit, wie er die Themen ineinander fließen ließ, die sich kontrastierend ergänzten und sie in den Melodierahmen einspannte, die klassische Formkunst Mozarts, bei der das Tongerüst nie transportiert wird, hätte nicht stärker verdeutlicht werden können.
Großartig dargeboten
„Wir wollen mit diesem Konzert für Gänsehaut sorgen“, wünschte sich Poschner und es gelang ihm dies auch. Wobei er einräumte, dass die erstmals technisch zu bestehende Aufzeichnung für die Musiker eine ziemliche Stresssituation bedeutete.
Diese wurde großartig bewältigt, was sich auch im Musicalteil des Programms zeigte. Es war beglückend, das siebenköpfige Musicalensemble des Linzer Landestheaters mit Hits von Leroy Anderson, „Gabriellas Song“ aus dem Musical „Wie im Himmel“, zu erleben auf der Bühne in der Spielsaison, oder „Somewhere“ von Leonard Bernstein zu hören. Am Ende gebührt allen Bewunderung, unangetastet von der Pandemielage das gemeinsame Musizieren auf diese Art aufrechtzuerhalten.