Der Austrofred, also die oberösterreichische Ausgabe von Freddy Mercury, ist auch als Autor längst eine fixe Größe. In seinen Büchern schildert er oft persönliche Erfahrungen, an deren Wahrheitsgehalt meist kein Zweifel besteht – etwa in Werken wie „Ich rechne noch in Schilling“ oder „Die fitten Jahre sind vorbei“. In „Gänsehaut“ (Czernin-Verlag, 160 Seiten, 20 Euro) widmet er sich nun aber erstmals der Welt des Übernatürlichen. Fans dürfen sich auf UFOs, Schutzheilige oder hypnotisierte Hendl gefasst machen.
UFOs, Schutzheilige und hypnotisierte Hendl
Der Austrofred bzw. sein Erfinder Franz Adrian Wenzl tourt seit vielen Jahren durch das Land. Dieses birgt offenbar so manche übersinnliche Überraschung. Denn zahlreiche der in dem Band versammelten Erlebnisse sind dem Champ auf seinen Reisen widerfahren. Wobei er beteuert, dass er nicht völlig blauäugig an die Materie herangeht. Denn er verfügt über einen seziermesserscharfen Hausverstand und einen sehr hohen IQ, wie er im Vorwort erläutert – weil: „So etwas spürst du einfach.“
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Nüchtern betrachtet oder nicht
In den Erzählungen blitzt die Fähigkeit zur logischen Analyse tatsächlich immer wieder durch – außer vielleicht in jenen, in denen auch das eine oder andere konsumierte Getränk eine Rolle spielt. Insgesamt können die Erlebnisse aber als weitgehend glaubwürdig eingestuft werden, wird beteuert. Das gilt etwa für die mysteriöse Begegnung mit einer Horde von Eichkätzchen, die im Bregenzerwald das Auto des Austrofreds entern wollten, um es schön warm zu haben.
Seance mit Freddy Mercury
Eine Seance, bei der er mit Freddy Mercury höchstpersönlich Kontakt aufnehmen durfte, ist dem Fred ebenfalls in eindrücklicher Erinnerung geblieben. Für die Geisterbeschwörung bei einer Kommune in Wulkaprodersdorf musste er 3.000 Euro blechen. Erfahren hat er dabei höchst geheime Details aus dem Leben des Queen-Sängers. Die stammten, wie ihm später klar wurde, aus einer im Handel erhältlichen Biografie. Zumindest die muss er jetzt nicht mehr lesen, womit er sich 27 Euro gespart hat, wie er nach der Begegnung mit den Scharlatanen einigermaßen zufrieden resümiert.
Außerirdische auf Stippvisite
Apropos Begegnungen: Der Autor geht davon aus, dass Außerirdische gelegentlich auf eine Stippvisite vorbeikommen. Erstaunlich findet er jedoch, dass sie gern in Gegenden wie Arizona oder New Mexiko landen. Das mit Naturschönheiten und saftigen Kühen (offenbar eine Alien-Leibspeise) gesegnete Österreich wäre da schon eine idealere Destination für Aliens, meint der Austrofred. Die galaktischen Gäste würden statt in der unwirtlichen Wüste sicher lieber in den Alpen nächtigen, wenn die Infrastruktur passt, vermutet er. Sein Vorschlag: Hotels ab einer gewissen Größe sollten darum künftig UFO-Landeplätze vorsehen müssen.
Die Weissagungen von „Mostradamus“
Erklärt werden weiters die Weissagungen von „Mostradamus“, einem Mundartdichter aus dem Mostviertel, der – wenn man zwischen den Zeilen der Verse liest – in Wahrheit so gut wie jede zukünftige Entwicklung prophezeit hat. Doch auch der Austrofred kann da mithalten. Im Buch schildert er eine Zukunftsvision, die ihm erschienen ist. Sie handelt von der Mobilität in einigen Jahrzehnten. Ohne allzu viel Details zu verraten: Der Autor malt ein eher düsteres Bild, etwa von aus seiner Sicht eintönigen Städten, in denen dank Verkehrsberuhigung und Bepflanzung nur mehr monotones Grün vorherrscht.
Die vielen bunten Autos werden schmerzlich vermisst. Und wohl noch dramatischer für den Lebemann Austrofred: Im Zug herrscht künftig Prohibition. Nicht einmal Bier ist in dem albtraumhaften Szenario mehr erlaubt, „geschweige denn Alkohol“, berichtet er entsetzt.
Die neuen Schutzheiligen
Sinniert wird auch über Schutzheilige. Der Fred kommt zu dem Schluss, dass längst schon die Popstars die wahren Heiligen sind, also etwa die Christl Stürmer, der Hansi Hinterseer oder natürlich er selbst. Wird etwa „allgemeine Klassheit“ gewünscht, könne „Fred von Austria“ angerufen werden, empfiehlt er.
Schließlich gibt er zahlreiche Tipps, etwa wie man sicherstellt, nicht lebendig begraben zu werden. Auch berichtet er davon, dass er erfolgreich Hühner hypnotisiert hat bzw. wie das funktioniert. Wobei die Möglichkeit besteht, dass die Vögel ein bisschen geflunkert haben. Denn laut Verlagsangaben war der Austrofred bereits Grillmeister in Oberösterreich. Vielleicht hat das Federvieh also nur eine Trance vorgegaukelt, um den Hypnotiseur nicht noch auf schlimmere Gedanken zu bringen.
Der Fred-Trip in die Welt des Übersinnlichen ist abwechslungsreich und unterhaltsam – und mitunter auch aufschlussreich, was irdische Phänomene betrifft. So gibt es etwa in der Danksagung Lob für den Verlag, weil dort „nicht übermäßig gesudert“ wird, wie der Austrofred konstatiert. Zusatz: „Was eine Seltenheit ist für einen Verlag heutzutag.“
Von Gerald Mackinger