Auswahlprozess für Brucknerhaus-Nachfolge am Prüfstand

Das Brucknerhaus Linz braucht einen neuen Intendanten © APA/THEMENBILD/BARBARA GINDL

Nach der Entlassung von Dietmar Kerschbaum steht das Linzer Brucknerhaus ohne Intendanten und die LIVA ohne künstlerischen Leiter da. Es wird also in nächster Zeit eine Neubesetzung geben müssen, Zeitplan offen. Aufsichtsratsvorsitzender Meinhard Lukas, der nun die Brucknerhausaffäre aufarbeitet und am Freitag dazu erste Ergebnisse präsentiert hat, will dem Eigentümer – also der Stadt – Vorschläge unterbreiten, wie man den Auswahlprozess diesmal besser machen kann.

„Es ist wichtig, dass man sich bewusst ist, dass so viele Komponenten zusammenkommen“, sagte Lukas in der Pressekonferenz am Freitag rückblickend auf die Vorgänge im Brucknerhaus. Es habe persönliche Verfehlungen gegeben, aber auch andere Fehler. Und nun gehe es darum festzustellen, wo diese Fehler passiert sind „und wie man das System stärken kann, damit sich persönliche Verfehlungen nicht so stark auswirken können“. Prinzipiell sei es „richtig, dass öffentliches Eigentum durch Politik gestaltet wird, das ist die öffentliche Repräsentanz“. Aber man müsse sich eben den Umgang damit ansehen. Seinen Bericht will er nicht als „Skandalbericht“ verstanden wissen, vielmehr gelte es aus den Ergebnissen zu lernen. Ganz neu ist dieses Terrain für den arrivierten Zivilrechtler und ehemaligen Linzer Unirektor nicht – er hatte die Stadt schon in der Swap-Affäre beraten.

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Vor allem gilt es nun, einen korrekten Auswahlprozess zu entwerfen. Der Umgang mit potenziellen Bewerbern sollte geregelt sein. Wie geht man damit um, wenn sich Leute persönlich vorstellen wollen, spricht man aktiv mögliche Kandidaten an, etc. – hier wäre ein Protokoll, das den Kontakt dokumentiert, eine Möglichkeit. Absolute Transparenz birgt auch Probleme: Gute Leute wollen ihren aktuellen Arbeitgebern vielleicht nicht sagen, dass sie sich anderswo bewerben. Das gilt es auszubalancieren.

Auch die Frage, welche Informationen Bewerber bekommen, ist von Bedeutung. Kerschbaum hatte im Vorhinein die Hearingfragen erhalten – und mutmaßlich auch andere Hintergrundinfos. Wie viel Vorteil ihm das gebracht hat, will Lukas nicht bewerten, aber er konstatiert jedenfalls eine Verletzung des Gleichbehandlungsgebots. Dennoch sei es „absolut sinnvoll“ Bewerberinnen und Bewerbern möglichst viel Information zur Verfügung zu stellen, auf denen diese ihr Konzept aufbauen können. Üblicherweise geschieht das allerdings in einem Datenraum unter Vertraulichkeit – und nicht durch heimlich weitergeleitete Dateien.

„Wir (der Aufsichtsrat, Anm.) arbeiten an dem Prozess, wie wir am besten den nächsten künstlerischen Leiter finden“, so Lukas, mit Hochdruck. Aber bei allem Zeitmangel: „Eine gehudelte schlechte Lösung werden wir nicht machen.“ Der Aufsichtsrat werde dem Eigentümer einen Vorschlag für die Vorgehensweise unterbreiten, die Entscheidungen treffe aber der Eigentümer, denn: Die LIVA sei eine GmbH und in einer solchen entscheiden die Gesellschafter. „Und das ist kein Skandal. That’s the law.“

Unter dem Dach der LIVA, die wiederum Teil der Unternehmensgruppe Linz ist, stehen neben Brucknerhaus und Posthof auch das Kinderkulturzentrum „Kuddelmuddel“, die TipsArena sowie diverse Sportparks. Die Geschicke des Brucknerhauses leitet derzeit der neue kaufmännische Leiter René Esterbauer gemeinsam mit der hausinternen Dramaturgie. Was geschehen sei und wie die Politik mit der LIVA umgegangen sei, will Lukas jedenfalls „getrennt wissen vom Kern der LIVA“, nämlich einer Belegschaft, „die einen unglaublich tollen Job macht“, streute er den Mitarbeitenden Rosen.