Mit Marie-Sophie Kreissl (29) alias Kaleen aus Ried im Traunkreis als Österreichs diesjährige Song-Contest-Teilnehmerin versucht der ORF, wirklich alles richtig zu machen. Kaleen ist im Singen und Tanzen Profi, hat beim ESC hinter den Kulissen und als Tänzerin auf der Bühne Erfahrung gesammelt, ihr Titel wurde von ESC-Experten geschrieben, die Sängerin tritt supersexy auf. Am 9. Mai steht Kaleen im zweiten Halbfinale.
VOLKSBLATT: Wie geht es Ihnen, wenn Sie an den großen Tag denken?
KALEEN: Irgendwie fühlt es sich gleich weit weg an, wie es auch schon um die Ecke ist. Auf jeden Fall überwiegt die Vorfreude, ich bin da schön reingewachsen und kann darauf setzen, dass der Körper weiß, was er tut.
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Ist Österreich heuer so gut vorbereitet wie noch nie?
Eine schöne Annahme und ein schönes Kompliment. Ich glaube, wir haben alles getan, um uns so gut wie möglich vorzubereiten.
Können Sie etwas über die Bühnenshow verraten?
Es wird viel Energie dabei sein, viel Tanz und vielleicht auch die überzeugen, die sich beim Musikvideo nicht so begeistern haben lassen. Ich stehe mit vier männlichen Tänzern auf der Bühne.
Sie sind schon bei Pre-Parties in die ESC-Blase eingetaucht. Wie war das Feedback?
Gegen Ende eines Auftritts habe ich meist meine eigene Stimme nicht mehr gehört, weil die Leute so laut mitgeschrien und mitgesungen haben. Das Lied zieht wahnsinnig an und es ist für mich unglaublich schön, das zu erleben als Anführerin, die ansagt, wann und wie laut mitgesungen wird. Das Feedback war nur positiv.
„We will Rave“ ist ein Party-Hit. Sind Sie gern unterwegs?
Ich mache gern Party, aber eher im kleinen Kreis. Auf einem Rave war ich tatsächlich noch nie. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, vor dem ESC als Recherche eines zu besuchen, es war aber dann zeitlich zu knapp. Das wird definitiv nachgeholt.
Ist das auch die Art von Musik, mit der Sie weitermachen?
Wo Kaleen herkommt, was ja eher Mainstream-Pop ist, das hat sich jetzt schön verbunden mit ein bissi mehr Techno, 90ies. Ich glaube, das wird sich auch als Mix so weiterentwickeln. Barbie-Pop ist mir zu brav, ich will schon ein bissi mehr Gas geben. Ich merke, dass ich das gut transportieren kann, authentisch dabei bin und das ist für mich das Wichtigste. Es gibt schon neue Songs, mit denen ich nachlegen kann, und wir arbeiten an Tourdaten.
Sie gehen am 9. Mai mit Startnummer 6 ins Halbfinale. Eine gute Ausgangsposition?
Im Halbfinale ist es nicht so wichtig, im Finale sagt man immer: So weit hinten wir möglich. Aber es hat sich heuer das Votingsystem geändert. Man darf ab dem Moment, wo der erste Künstler auf der Bühne steht, für alle anrufen, das wirkt sich schon aus. Und Vorjahressiegerin Loreen hatte im Finale Startnummer 8. Solange man sein Bestes gibt und rundherum alles passt, kann das nicht mehr das Ruder herumreißen.
Wen schätzen Sie als größte Konkurrenz ein?
Ich finde Italien ganz stark, die Favoritenrolle von Nemo aus der Schweiz unterschreibe ich auch. Ich bin auch Balladenfan beim ESC, da kommt heuer eine der wenigen aus Frankreich. Ich finde aber auch Finnland super, mit Windows95 kann man nur Spaß haben, wenn man sieht, wie der über die Bühne fegt und sich nicht darum kümmert, ob das gut ist oder nicht. Beim ESC wird auch immer geschaut, dass für jeden etwas dabei ist, aber es gibt Trends, wie heuer die 90er.
Die Buchmacher sahen Sie lange im Mittelfeld. Schauen Sie sich die Wettquoten an?
Das kriege ich eher nur in Interviews mit. Man will auch gar nicht ganz oben sein, dann hat man noch mehr Druck.
Wie wichtig ist Ihnen das Ergebnis am Ende?
Mir ist wichtiger, dass ich von der Bühne runtergehe und zu 100 Prozent zufrieden bin. Am liebsten würde ich, wie früher bei Tanzbewerben, gleich nach Hause gehen, ohne zu wissen, wo ich gelandet bin. Abgesehen davon gab es schon genügend Künstler, die nicht gewonnen haben und trotzdem Weltkarrieren gestartet haben. Hauptsache, der Auftritt passt, was rauskommt, ist Bonus.
Bei einem Auftritt ist Ihnen ein Träger gerissen …
In dem Moment ist für mich die Zeit stehen geblieben und ich dachte, es ist so, machen wir weiter und das Beste daraus. Es war, als hätte einfach der Autopilot übernommen.
Wie wird Ihr Kostüm für den Auftritt aussehen?
Wir werden zwei mitnehmen. Es wird kein Abendkleid sein, ich muss mich gut darin bewegen können, es wird sexy und wie eine zweite Haut sein und hoffentlich gut herausstechen.
Sie zeigen auf der Bühne viel nackte Haut. Fühlen Sie sich wohl damit?
Ich bin so aufgewachsen, dass es total ok ist, das zu machen, wenn man dazu steht und es selbst unter Kontrolle hat. Ich fühl mich wohl in der Rolle, auch sexy zu sein. Meine Mama sagt immer, dass ich auf der Bühne einfach ein anderer Mensch bin. Ich war als Kind immer sehr introvertiert, bin ich auch jetzt noch. Kaum setz ich einen Fuß auf die Bühne, dann ist das verschwunden.
Wer wird in Malmö dabei sein?
Auf jeden Fall meine Mama, ihr Verlobter, meine Oma, mein Papa, meine Schwestern, mein Freund, alle Menschen, die mir wahnsinnig wichtig sind. Zu wissen, sie erleben das mit mir mit, bedeutet mir sehr viel.
Was gibt Ihnen Ihre Großmutter Hanneliese Kreißl-Würth mit, die ja ein alter Hase im Showgeschäft ist?
Dass ich mir negative Kommentare nicht zu Herzen nehmen darf und womit sie selber schon alles umgehen hat müssen. Es gibt ja auch in jedem HM fünf unterschiedliche weiße Oberteile und jeder entscheidet sich für ein anderes. Warum sollte mein Lied, mein Auftritt jedem gefallen. Das ist völlig in Ordnung.
Wie stehen Sie zur Teilnahme Israels?
Es ist nicht unsere Sache, eine Meinung dazu zu haben. Wir Künstler sind dazu da, Leute zu vereinen. Das beschreibt auch der Slogan „United by music“.
Interview: Melanie Wagenhofer