Er dient Österreich als Kaiser Robert Heinrich I., ist erfolgreich als Kabarettist unterwegs, spielt u.a. in Filmen von Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky („Die Hölle“) und auf Theaterbühnen.
Nun ist Robert Palfrader in der schwarzen Komödie „Alles wird gut“ im Kino zu sehen.
VOLKSBLATT: Sind Sie bei ORF-Produktionen jetzt zuständig für Wunder? Nach „Braunschlag“ jetzt „Alles wird gut“ …
PALFRADER: „Braunschlag“ist ja schon acht Jahre her und da war es nur ein fingiertes Wunder, bei „Alles wird gut“ tun wir ja so, als wäre wirklich ein Wunder geschehen. Und nachdem es eine dänische Produktion ist, die ein italienisches Remake bekommen hat, ist es auch keine klassische ORF-Produktion, sondern der ORF hat sich mit ein bisschen Geld beteiligt.
Wenn auch sehr unkonventionell geht es in „Alles wird gut“ auch um Läuterung. Ein Thema, dass Sie in Ihrem Leben schon einmal betroffen hat?
Insofern, dass ich in ein römisch-katholisches Privatgymnasium gegangen bin und von Jesuiten-Padres erzogen wurde. Da war Läuterung ein großes, großes Thema. Aber für mich ist es kein Lebensthema, dass ich „mea maxima culpa“ schreie und mir mit einer neunschwänzigen Elefantenpeitsche den Rücken massiere. Sicher nicht.
Auch ein Thema im Film: Neuanfang. Haben Sie den Weg ins „Showbusiness“ je bereut?
Nein, in Wirklichkeit wusste ich schon als Kind, dass ich das gerne machen will. Ich habe nur niemanden gehabt, der mir da einen Weg hätte weisen können. So bin ich einen sehr, sehr umständlichen langen mit vielen Umwegen gegangen. Ich liebe meinen Job und stehe jeden Tag mit einem Grinsen im Gesicht auf, weil ich ihn machen darf.
Im Film spielen Sie einen Ex-Skiprofi. Stimmt es, dass Sie da verwandtschaftlich vorbelastet sind?
Ja, die Geschwister Mölgg sind mit mir verwandt. Ihre Mutter ist eine Palfrader und eine Cousine meines Vaters.
Hat sich das durchgeschlagen? Sind Sie privat Skifahrer?
Ich brauche mich nicht genieren auf der Piste, wenn Sie das meinen.
In welcher Sprache wurde „Alles wird gut“ gedreht?
Italienisch. Das war die größte Herausforderung für mich. Ich spreche kein Italienisch, verfüge nur über Grundkenntnisse. Ich hatte das wahnsinnige Glück, dass eine geniale Kollegin als Coach mit mir jede einzelne Szene, Satz für Satz, erarbeitet hat und mich als hirnlose Sprechpuppe abgerichtet hat.
Und dann mussten Sie sich wieder selbst synchronisieren.
Ich hasse, ich hasse — und ich bin sehr vorsichtig mit dem Wort Hass —, aber ich hasse Synchronisieren. Ich hasse es. Damit Sie eine Vorstellung haben, wie sehr ich es hasse: Ich gehe lieber zum Zahnarzt als ins Synchronstudio. Ich habe das zum Beispiel für Disney gemacht, da hab ich im ersten Teil der „Eiskönigin“ eine Rolle für den deutschsprachigen Raum gesprochen. Wahnsinn. Ich habe gelitten! Ich haue mir lieber mit dem Hammer auf den kleinen Zeh! „Walking on Sunshine“, das am 27. Jänner wieder im ORF startet, wurde übrigens an die RAI verkauft.
Das heißt, Sie synchronisieren sich dann auf Italienisch?
Nein, das macht ein Kollege!
Apropos „Walking on Sunshine“ — sind Sie ein Serienfan, privat, beruflich?
Privat bin ich ein Binge-Watcher. Wenn ich mich mal entschieden habe, eine Serie anzusehen, und da müssen schon gute Argumente vorliegen, dass ich mich darauf einlasse, dann bin ich ein sehr treuer Seher und dann sauge ich das auf wie ein Schwamm und versuche, so schnell wie möglich so viel wie möglich davon in meinen Schädel hineinzukriegen. Beruflich hat es den Vorteil, dass man als Darsteller mehr Information über die Figur bekommt als etwa bei einem Theaterstück. Auf der anderen Seite muss man dafür sorgen, dass es interessant bleibt. Es ist ambivalent.
Sie sind aktuell mit Ihrem Soloprogramm „Allein“ unterwegs. Wie ist es denn inzwischen alleine auf der Bühne?
Wir sind jetzt schon bei rund 100 Vorstellungen angelangt und ich fühle mich sauwohl mit dem Stück, obwohl ich bei der Premiere eine auf die Pfeife gekriegt habe, was dem Umstand geschuldet ist, dass ich unterprobt war. Ich bin im ersten Teil schlicht und ergreifend im Text gesprungen. Dementsprechend kritisch waren die Kritiken damals, vollkommen verdient. Aber Kritiken für die Version, die ich jetzt spiele, sind gut und ich spiele es wahnsinnig gerne. Und mit den „Staatskünstlern“bin ich auch noch unterwegs.
Und ist es besser zu dritt?
Nachdem ich das Glück habe, dass ich mit Florian Scheuba und Thomas Maurer nicht nur auf der Bühne stehe, sondern auch privat eng befreundet bin, und die zwei mit zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben zählen, ist es lustiger, mit den beiden unterwegs zu sein, als alleine. Man hat auch in der Pause jemanden zum Reden. Die Abwechslung macht’s aus, einmal der Gigl, einmal der Gogl.
In Ihrem Programm geht’s auch um Fans, die Ihnen immer Witze erzählen. Wie schaut das privat aus — werden Sie permanent erkannt und erwarten alle einen witzigen Robert Palfrader?
Alleine schon die Abmessungen meiner Nase sorgen dafür, dass ich relativ schnell erkannt werde. Aber in den seltensten Fällen ist das unangenehm, weil 99 Prozent der Leute wissen sich zu benehmen.
Und — ganz ehrlich — wie oft werden Sie mit Kaiser, Eure Majestät oder Ähnlichem angesprochen?
Wenn ich das an einer Zahl festmachen soll, zwischen drei und zehn Mal pro Tag. Aber ich bin nicht böse, weil sie könnten mich ja auch als Sandler bezeichnen. Wenn sich jemand freiwillig unterwirft, was gibt es Schöneres?
Sie sind seit 2007 als Kaiser im Amt, ist jetzt genug?
Jetzt kommen am 7. und 14. Februar noch zwei Audienzen, wobei die letzte mit dem Felix Neureuther noch ein Schmankerl ist. Das ist die längste Audienz ever. Da bin ich wieder dagesessen und habe mir gedacht: „Schau, und du kriegst auch noch Geld dafür, dass du das machen darfst!“ Also, es war ein pures Vergnügen, das zu machen. Und wenn uns noch was einfällt zu den beiden Figuren … Ich sage sicher nicht, dass es genug ist mit Seyffenstein und dem Kaiser, ich sage sicher nicht, dass ich nie wieder diese Uniform anziehe. Jetzt ist einmal gut, so wie es war. Diese Audienzen machen wir nicht mehr, das ist offenbar nicht mehr zeitgemäß. Schau ma mal, was uns einfällt. Ich sage sicher nicht, nie mehr wieder, aber es muss jetzt auch nicht notwendigerweise sein. Also, ich bin nicht böse, wenn der Kaiser ein paar Jahre in der Versenkung verschwindet oder sich Urlaub nimmt.
War das Ihre Entscheidung, dass es die Audienzen nicht mehr gibt?
Das war eine Entscheidung des ORF, die ich respektiere. Ich bin dankbar für jede Minute, die ich diese Figur darstellen durfte, weil es eine Chance war, die nicht alle in meinem Gewerbe bekommen. Die Rolle hat mir auch wahnsinnig viele Türen geöffnet, auch in Deutschland. Insofern blicke ich dankbar und nicht wehmütig zurück.
Mit ROBERT PALFRADER sprach Mariella Moshammer