Tumbleweed hüpft durch das Bild, Staub bläst ins Gesicht, die Häuser verfallen langsam, und der rätselhafte Protagonist bringt kaum ein Wort heraus: Wer sich bei „Black Dog“ in einem Western wähnt, liegt nicht falsch. Nur dreht der schweigsame Lang (Eddie Peng) nicht in Nordamerika, sondern am Rande der Wüste Gobi in China seine Runden auf dem Motorrad. Begleitet wird er dabei von einem wehrhaften Hund, ein Outsider, genau wie er. Ab Freitag im Kino.
Bis der schwarze Windhund und Lang unzertrennliche Weggefährten werden, dauert es im Film von Regisseur Guan Hu aber etwas. Die Annäherung fällt langsam und voller wechselseitigem Misstrauen aus. Die erste Begegnung ereignet sich, als Lang, der frisch nach einer längeren Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen wurde, gegen eine Hauswand pinkelt. Das missfällt dem Vierbeiner, der aus einem schwarzen Loch geschossen kommt und sein Revier lautstark verteidigt. Bei späteren Begegnungen wird er auch noch zubeißen.
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Rausputzstimmung in ganz China
Und dennoch finden die beiden zueinander, sind sie sich im Grunde doch sehr ähnlich. Sie beide stehen am Rande der Gesellschaft, werden misstrauisch beäugt und gar gejagt. Der Hund soll wie viele andere Streuner aus dem Stadtbild verschwinden. Die Olympischen Spiele stehen in wenigen Wochen in Peking an, da greift die Aufbruch- und Rausputzstimmung bis in die entlegensten Winkel des Landes über.
Lang ist im Zuge seines Resozialisierungsprogramms Teil eines Hundefängerteams, lässt die Tiere aber lieber entkommen. Das drängt ihn noch weiter aus der Gesellschaft, die ihn früher als Star verehrte, aber nach der Involvierung in einen Todesfall mit anderen Augen sieht. Der „Schlachter Hu“ hat es gar auf ihn abgesehen, bedroht ihn mit seinen Schergen immer wieder mit dem Tod, was Lang aber nicht sonderlich zu stören scheint – bis er dann doch mit dem schwarzem Hund warm wird.
Nachvollziehbare Lorbeeren
„Black Dog“ ist ein Film über die zweite Chance, Neuanfänge und nicht zuletzt über die heilsame Beziehung von Mensch und Tier. Dabei streift Guan Hu nur selten am klassischen „Buddy-Movie“ und seinen ausgelutschten Motiven an. Es ist viel mehr eine präzise Beobachtung des Ausgestoßenen und Schäbigen, die dabei aber trotz aller Trockenheit mit erstaunlich viel Humor aufwartet. Der ungewöhnliche Western – oder besser gesagt Eastern – wurde bei den heurigen Filmfestspielen in Cannes mit dem Hauptpreis der Sektion „Un Certain Regard“ ausgezeichnet. Eine nachvollziehbare Ehrung.