Jene Chats aus der Causa Brucknerhaus, die zum Rücktritt von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) geführt haben, waren in der LIVA schon seit Mitte Juli bekannt. Dieses neu aufgetauchte Fakt hatte die Freistellung des kaufmännischen Geschäftsführers der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA), Rene Esterbauer, am vergangenen Mittwoch zur Folge. Darüber informierten LIVA-Aufsichtsratsvorsitzender Meinhard Lukas und der Linzer Vizebürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) Freitagmittag nach Sitzungen des Stadtsenates und des LIVA-Aufsichtsrates.
Ihn habe vergangenen Freitag die Information erreicht, dass es im Brucknerhaus eine Mail geben müsse, die belegt, dass besagte Chats bereits seit 16. Juli dieses Jahres ebendort bekannt gewesen seien, erklärte Lukas. Die Chats befänden sich im Anhang der Mail. Am Montag sei das bestätigt worden.
„Nun gehe es darum zu klären, wie mit der Mail im Bereich der LIVA umgegangen worden sei“, so Lukas weiter. Über die weiteren Hintergründe könne er keinerlei Informationen geben, weil es sich um personenbezogene Daten handle, die dem Grundrecht auf Datenschutz unterliegen. Eine Preisgabe könne der LIVA schaden, hielt Lukas dem Vorwurf mangelnder Transparenz entgegen.
„Freistellung ist keine Vorverurteilung“
Nachdem er Prammer darüber informiert habe, sei dieser auf Anraten des Anwaltes der LIVA zu dem Entschluss gekommen, Esterbauer freizustellen, was am vergangenen Mittwoch geschah. „Eine Freistellung ist keine Vorverurteilung und ein normaler Vorgang in einem Aufklärungsprozess“, betonte Lukas. Esterbauer habe die alleinige Verantwortung in einer sehr schwierigen Situation übernehmen müssen, umso wichtiger sei es, dass seine Integrität geschützt werde.
Steuerberater übernimmt kaufmännische Agenda
Um die Handlungsfähigkeit der LIVA sicherzustellen, wurde der Linzer Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Alexander Stefan ab sofort als interimistischer kaufmännischer Geschäftsführer eingesetzt. Dieser werde der Aufgabe im Ausmaß von 15 Stunden pro Woche nachkommen, so Prammer.
Prokura für Kremser
Posthof-Chef Gernot Kremser wird als Bevollmächtigter eingesetzt. „Das ist eine strategische Entscheidung, die schon länger geplant ist, weil Wolfgang Scheibner (Anm., der bisherige Prokurist) das Haus verlässt“, so Lukas. Sie solle auch ein Signal dahingehend sein, dass die LIVA ein Mehrspartenbetrieb ist. Auch die künstlerische Leitung des Brucknerhauses stehe bei jeder Aufsichtsratssitzung auf der Tagesordnung: „Der Prozess wird jetzt schnell weitergetrieben, er muss aber auch sorgfältig passieren“, ließ Lukas einen Zeithorizont offen.
Hajart fordert Unterlagen für Kontrollausschuss
Der Linzer Vizebürgermeister Martin Hajart (ÖVP) bedankte sich in einer Reaktion bei Meinhard Lukas dafür, dass er „mit der nötigen Konsequenz die Aufklärungsarbeit im Brucknerhaus-Skandal vorantreibt und dafür Sorge trägt, dass die LIVA auch in diesen schwierigen Zeiten handlungsfähig bleibt.“
Gleichzeitig übte er Kritik an der SPÖ: Man sehe anhand der Entwicklungen, dass „sich der SPÖ-Skandal ausweitet und offensichtlich noch längst nicht alle dubiosen Machenschaft ans Licht der Öffentlichkeit gelangt sind“. Prammer müsse aktiv an der Aufklärungsarbeit mitwirken – etwa endlich dem Kontrollausschuss alle relevanten Unterlagen vorlegen, verlangte Hajart. Auch die Grünen forderten in einer Aussendung, dass der Sachverhalt so schnell wie möglich geklärt werden müsse, damit die notwendigen Schritte gesetzt werden können und ein geordneter Neustart für das Brucknerhaus möglich sei.
Von Melanie Wagenhofer