Das Brucknerfest ist ausgeklungen und Bruckners 4. Symphonie wurde in allen Fassungen orchestral mit namhaften Dirigenten und Orchestern großartig präsentiert. Nun verbrachte die slowakische Orgelvirtuosin Bernadetta Sunavska tagelang an der Brucknerhausorgel, um sich auf die „Vierte“ vorzubereiten und damit eine wunderbare Übungszeit an diesem Instrument zu verbringen.
Sie griff auf die Bearbeitung für Orgel von Eberhard Klotz (Jg. 1967) zurück und konnte damit auch die letzte Fassung von 1888 präsentieren. Die Symphonie Nr. 4 in Es – Dur WAB 104 – bekam den Namen die „Romantische“. Eventuell ging Bruckner von einem Naturerlebnis aus, das mit den wiederkehrenden träumerischen „Hornrufen“ markiert wurde und dem „Zizibee“-Schlag der Waldmeise überraschte.
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Die Orgelkünstlerin konnte in den weit ausschwingenden Phasen und in den nachhörenden typischen Pausen ihre klingenden Register elegant aussuchen und meistern, sie wurden zu einem Hörerlebnis der besonderen Art.
Die Erinnerungen an die Doppelbödigkeit von Orchesterklängen und Orgelregister gelang der Tastenkünstlerin in erstaunlicher Weise – einerseits in den „Halali“-Rufen der nachgeahmten Blechbläser, andererseits das idyllische „Trio“ der Zungenpfeifen mit brummenden Bordunquinten, die in der kühnen Beinarbeit am Pedal hör- und sichtbar wurden.
Auch die bekannten Wendungen in der Satzfolge dieses Brucknerwerkes wurden immer wieder als Erinnerung an die markanten Orchesterklänge hörbar. Schon allein das Durchhaltevermögen für ein Werk dieser Länge ist zu bewundern und konnte mit der krönenden Schluss-Steigerung im Finale die musikalische Aussage dieser Transkription nicht nur rechtfertigen, sondern auch gerade an der Orgel, dem Lieblingsinstrument Bruckners, rechtfertigen. Vom Publikum wurde die Künstlerin mit viel Applaus und Begeisterung gewürdigt.
Von Christine Grubauer