Das Brucknerfest im Brucknerjahr nähert sich langsam seinem Ende und zieht immer noch die Besuchermassen an. Wie am Mittwoch bei einem Kirchenkonzert mit fast ausschließlich heimischen Kräften, die zwei Sakralwerke des Meisters zu einem ereignisreichen Fest gestalteten. Noch dazu unter der Leitung vom Bruckner Orchester Chefdirigenten Markus Poschner, der mit seiner Inspiration für alle Mitwirkenden zu einem himmelstürmenden Musizieren anregte.
Für die meisten Besucher bleibt seine bekannt charismatische Gestik leider nur unsichtbar, ein Schattenspiel auf der obersten Empore hinauf ragend über die Gottesmutter in den Himmel. Das visionär wirksame Resultat auf die vielen jungen Musiker, die er diesmal befehligte, musste man sich erhören und bewundern, wie Poschner die dynamischen Bedingungen klanglich erfühlte und erfüllte.
Lesen Sie auch
Das Programm gab genug Gelegenheit zur Flexibilität und musikalischen Durchdringung verschiedener Inhalte. Die Missa solemnis b-Moll eröffnete den Abend. Der Linzer Domorganist Bruckner war dreißig Jahre alt und noch ganz traditionellen Messwerken verpflichtet. Einflüsse von Bach, Wiener Klassikern oder Schubert konnten jedoch nicht überhört werden, hat doch allein die souveräne Beherrschung einer Fuge sein Können restlos von seiner Meisterschaft überzeugen können.
Seinem Lehrer Simon Sechter in Wien vorgestellt, fand die Messe bei diesem Gefallen und wies Bruckner schon eindeutig den Weg zu seiner sinfonischen Karriere. Freilich erfuhr Bruckners Ausgestaltung der Missa solemnis nach Schuberts emotionaler Schwere eine noch weitere Vertiefung von feierlich-demütiger Geste.
Sehr viel später, und nicht unbedingt in einem Guss, schrieb Bruckner sein Te Deum, war er doch zugleich mit seinen sinfonischen Werken beschäftigt. Mit dem Lob Gottes begonnen hat er schon 1881, vollendet hat er es 1884. „Der Stolz meines Lebens“, wie er sagte, oder „mein bestes Werk“. Das Werk machte Bruckner glücklich. So spielte er daraus 1881 privat noch vor der Fertigstellung einige Themen am Karsamstag bei der Auferstehungsfeier in der Linzer Domkirche zum Präludium. Arthur Nikisch hatte 1884 in Leipzig die Ehre der Uraufführung.
Zwischen den beiden Sakralwerken von Bruckner erklang „Elysium“ des kanadischen Komponisten Samy Moussa (40). Ein vom Sieg kündendes Instrumentalstück von paradiesischem Inhalt aus der Welt der Götter. Ein substanziell reichhaltiges Stück von tröstlichem Charakter. Mit seiner Klangwucht und den Glissando-Akkorden geht es andere kompositionstechnische Wege als die Avantgarde von heute und imponiert stilistisch mit gültigen kontrapunktischen Mitteln auch durch seine Zeitlosigkeit.
Mit Talent und Hingabe
Das OÖ. Jugendsinfonieorchester hat das Werk überzeugend vorgestellt und begeistert zum Besten gegeben. So wie es natürlich auch die Brucknerwerke mit Talent und Hingabe bewältigte. Ebenso auch der Mozartchor des Musikgymnasiums und der OÖ. Landesjugendchor, langjährig bewährte Institutionen, geprägt von ihren namhaften Erziehern. Im Solistenquartett aus Fenja Lukas (Sopran), Michaela Selinger (Mezzosopran) ragten als Gäste heraus der portugiesische Tenor Joao Terleira und der französische Bassbariton Alexandre Baldo. Bruckner hätte sich zum Dank niedergekniet.
Von Georgina Szeless