Der mit 7.500 Euro dotierte Bühnenkunstpreis 2023/24 geht an den Tänzer, Choreografen und Regisseur Daniel Morales-Pérez, der im vergangenen Sommer sowohl bei der Produktion „Bruckners Affe“ beim „theaterSPECTACEL“ Wilhering als auch bei der „Jedermann“-Inszenierung des Kulturhof Perg mitwirkte. in der Jury war auch das VOLKSBLATT wieder vertreten.
Der mit 5.400 Euro dotierte Anerkennungspreis 2023/24 wurde gesplittet und geht mit je 2.700 Euro an die NordwaldKammerspiele für ihre Produktion „Bauer, Tod und Teufel“ von Hans Reinthaler in der Regie von Norbert Huber und an den Kulturverein Etty von Bettina Buchholz und Johannes Neuhauser, der seit 2015 besondere Menschen in außergewöhnlichen Schicksalen auf die Bühne bringt.
„Beim Bühnenkunstpreis zeigt sich jedes Jahr, welche Top-Qualität auch die darstellende Kunst in Oberösterreich dem Publikum bietet. Ich gratuliere den heurigen Preisträgerinnen und Preisträgern, ihre Darstellungen auf den Bühnen unseres Landes sind eine Bereicherung des vielfältigen Angebotes im Kulturland Oberösterreich“, gratuliert Landeshauptmann Thomas Stelzer in einer Aussendung.
Die Bühnenkunstpreise nehmen eine Sonderstellung in der Reihe der Landespreise für Kultur ein. Sie werden nicht biennal, sondern jährlich als künstlerische Bilanz des abgelaufenen Bühnenjahres vergeben.
Bereicherung in vielerlei Hinsicht
„Der seit vielen Jahren die oberösterreichische Kulturlandschaft bereichernde Tänzer, Choreograf und Regisseur Daniel Morales-Pérez ist in Anmut, Bewegung, inhaltlicher Begründung, dialogischem Gegenüber und sinnlicher Unterfütterung nicht nur ein leibhaftiger Glücksfall als Bruckners Affe in der gleichnamigen Produktion des ,theaterSPECTACEL‘ Wilhering“, heißt es in der Jury-Begründung zu Daniel Morales-Pérez und weiter: „Pérez verleiht als Choreograf auch der ,Jedermann‘-Inszenierung des Kulturhof Perg eine für dieses Stück von Hugo von Hofmannsthal außergewöhnliche Poesie. Allein, dass er die Buhlschaft wortlos tanzen lässt, wächst sie zur Sehnsuchts-Figur, die weit mehr ist, als Körper für ein über die Salzburger Sommer diskutiertes Kleid. Daniel Morales-Pérez hat im vergangenen Sommer sowohl die Produktion in Wilhering als auch jene in Perg zum dramatischen, jeweils vom Publikum gefeierten Kunstwerk veredelt.“
Identität der Region begreifbar gemacht
„Im Aufstöbern ungewöhnlicher Orte und bemerkenswerter Stoffe, die allesamt in der Geschichte der Region anbinden, sind die NordwaldKammerspiele seit ihrer ,Leinenhändlersaga‘ 2017 in Putzleinsdorf wichtiger Schrittmacher kultureller Dynamik im Bundesland“, so die Jury zu den NordwaldKammerspiele (Obmann Karl Lindorfer), die für ihre Produktion „Bauer, Tod und Teufel“ von Hans Reinthaler in der Regie von Norbert Huber ausgezeichnet werden: „Mit ,Bauer, Tod und Teufel‘ haben sie in diesem Sommer nicht nur den längst vergessenen Autor Hans Reinthaler in Erinnerung gerufen, sondern auch relevantes Volkstheater in den Hof von Schloss Neuhaus in St. Martin im Mühlkreis gestellt. Das bewundernswerte Engagement von Profis und Laien begeisterte nicht nur 19 Vereine des oberen Mühlviertels, die sich allesamt an der Organisation von „Bauer, Tod und Teufel‘ beteiligt haben, sondern auch Komponistin und Geigerin Claudia Federspieler, von der die eigens geschaffene Bühnenmusik stammt. Den NordwaldKammerspielen gelingt nichts Geringeres, als die Identität der Region mit den Mitteln der darstellenden Kunst begreifbar zu machen.“
Etty zeigt Perspektiven auf
„Seit 2015 bringen Bettina Buchholz und Johannes Neuhauser als Kulturverein Etty das Leben von besonderen Menschen mit außergewöhnlichen Schicksalen in Form von berührenden szenischen Lesungen auf die Bühne(n)“, so die Jury zu den weiteren Preisträgern des Anerkennungspreises. „Die Protagonisten der mittlerweile ein knappes Dutzend Theaterproduktionen – u.a. die im KZ Auschwitz ermordete Jüdin Etty Hillesum, der Linzer Arbeiterpriester Alois Saurugg oder Bruder David Steindl-Rast – haben alle eines gemeinsam: Sie zeigen Perspektiven auf. Psychotherapeut Johannes Neuhauser ist der einfühlsame Autor und Regisseur, der mit seinen Recherchen schon viel wertvolles zeithistorisches Wissen ans Licht gebracht hat, Bettina Buchholz, langjähriges Ensemble-Mitglied am Linzer Landestheater, eine großartige Darstellerin, die ihren Figuren stets viel Leben einhaucht und mitreißend agiert. 2024 widmet sich der Kulturverein in seinem Stück ,Etty Hillesum & Leonard Cohen‘ der Gegenüberstellung der titelgebenden historischen Figuren in einer naheliegenden wie berührenden Anreicherung mit Werken des großen Sängers und Lyrikers (stark: Schauspieler und Sänger Rudi Mühllehner). Und setzt mit eineinhalb Stunden voller Weisheit, Poesie, Schrecken und Heiterkeit in einem Dialog über ein Leben ohne Hass ein gerade in unseren Tagen so wichtiges Zeichen gegen Antisemitismus und für Frieden.“
Landeshauptmann Thomas Stelzer wird die Bühnenkunstpreise im Rahmen eines Festakts am Mittwoch, 20. November 2024, 17 Uhr, in der BlackBox im Musiktheater Linz verleihen.