So mancher treue Besucher der Konzerte des Linzer Konzertvereins mag sich über das Programm des Herbstkonzertes am 27. November im vollen Brucknerhaus gewundert haben. Es war entgegen früherer Erwartungen ungewohnt, allein schon mit dem Titel „Pasticcio“.
Stellte sich aber am Schluss als ein Volltreffer heraus. Kein Wunder, mit Walter Rescheneder, nicht zum ersten Mal am Pult, dem neu ernannten Vereinspräsidenten und Alleskönner in der Musik, für den scheinbar weder Stile noch Grenzen zählen.
Der 76-jährige, versierte, über das kapellmeisterliche Niveau längst hinausreichende Dirigent, wollte dem Orchester des Konzertvereins ganz einfach ein neues Profil geben, sich in vielfältigen Stücken sein Leistungspotenzial beweisen zu können. Keine Erklärung nötig, das Experiment ist gelungen.
Der großbesetzte Klangkörper quer durch mehrere Generationen, fühlt sich überaus wohl in Rescheneders Händen, ließ sich begeistert von seiner unaufdringlichen Gestik führen und spielte locker Operette, Oper, Filmmusik und Musical von Suppé, Vivaldi, Dvorak, Jean-Baptiste Arban, Andrew Lloyd Webber, Enrico Morino, Leonard Bernstein und Emmerich Kálmán so differenziert mit allen Vortragsansprüchen auf absolut professioneller Ebene.
Es war nicht wichtig, wann die Komponisten gelebt haben, wen interessiert schon, wann sie gelebt haben (daher versehen ohne Jahreszahlen am Programm, aber dafür mit den Uraufführungsdaten ihrer Werke). Es waren ja eh alle bekannt.
Aber ein wenig Information vom Pult aus von Rescheneder selbst war schon hilfreich. Über den Jungtonsetzer Michael Schrattbauer, der seine Filmmusik „Sternenreise“ in der 1. Violine mitmusizierend vorstellte. Oder über die Variationen „Carneval von Venedig“ eines neapolitanischen Volksliedes von Arban (1825-1889), mit Soli auf der Panflöte (anstelle der Trompete) von Andrea Chira, die ihre staunenswerte Virtuosität auch bei Vivaldi auf Hochglanz brachte.
Als zweiter Jungstar des Abends begeisterte die russische Sängerin Ksenia Valentina mit Dvoraks „Mondlied“ aus der Oper „Rusalka“, und ganz konträr ihr Temperament elegant ausspielend in Kálmáns „Die Csárdásfürstin“.
Mit einer Operettennummer begann das Konzert, mit einer ebensolchen endete es. So kam jeder Geschmack auf seine Rechnung. Freilich, mit den Klassikernummern aus „Phantom der Oper“ oder „West Side Story“ erreichte man den Siedepunkt des Beifalls.
Sodass die Zugabe „Keine Sorgen Polka“ von Josef Strauß mit dem ausgelassenen Beifall des Publikums schwungvoll den Kehraus begleitete. Man darf stolz sein auf den Konzertverein mit einem heimischen Vereinsorchester derartigen Qualitätsstandards.
Von Georgina Szeless