Eine Chronologie – Die Causa LIVA in Linz

Minutiös hat der neue LIVA-Aufsichtsratsvorsitzende Meinhard Lukas die Causa der Linzer Veranstaltungsgesellschaft aufgearbeitet.

Beeindruckt mit minutiöser Aufarbeitung des LIVA-Skandals: Meinhard Lukas © APA/Verena Leiss

Nicht nur den Komplex um die offenbar geschobene Bestellung von Dietmar Kerschbaum als künstlerischen Geschäftsführer 2017 hat der ehemalige Linzer Uni-Rektor in eine Chronologie gebracht. Auch den Weg der Whistleblowermeldungen von 2023 über Kerschbaums Bestellung und dessen mutmaßliche Complianceverstöße zeichnete er nach.

Zeitleiste zum Thema Bestellung

31. August 2016: Chat-Nachricht mit „vertraulichem Hinweis“ von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) an Wunschkandidaten Dietmar Kerschbaum über Stellenausschreibung des künstlerischen Geschäftsführers der LIVA.

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6. Oktober 2016: Kerschbaum bedankt sich per Chat-Nachricht bei Luger für „Paket“, das er sich ansehen werde.

26. November 2016: Ausschreibung des Künstlerischen Geschäftsführers in „OÖN“, „Der Standard“ und „Wiener Zeitung“.

18. Dezember 2016: Frage von Kerschbaum an Luger per Chat, ob er „Konzept“ schon lesen konnte.

22. Dezember 2016: Luger beauftragt Personalberatungsunternehmen ohne spezifische Expertise in der Rekrutierung im Bereich des künstlerischen Managements.

23. Dezember 2016: Bewerbung Kerschbaums mit zwei Konzepten, die „gravierende Urheberrechtsfragen“ aufwerfen.

9. Februar 2017: Luger übermittelt Kerschbaum per Chat den Ablauf des Hearings mit den Fragen (noch in einer Entwurfsfassung mit handschriftlichem Vermerk)

13./14. Februar 2017: Hearing und Entscheidungsfindung. Mit sieben zu vier Stimmen und einer Enthaltung fällt Wahl auf Kerschbaum.

10. März 2017: LIVA-Aufsichtsrat empfiehlt einstimmig Kerschbaums Bestellung nach Erörterung der Gehaltsvorstellungen und des Bereichs Nebenbeschäftigung.

29. Juni 2017: Anstellungsvertrag wird abgeschlossen.

28. Juni 2022: Verlängerung des Vertrags mit Gehaltserhöhung.

Zeitleiste zum Thema Whistleblower Complianceverstöße

13. November 2023: Zwei Meldungen gehen im LIVA-Hinweisgebersystem mit den Betreffs ein: „Unregelmäßigkeiten bei der Bestellung des Künstlerischen Vorstandsdirektors“ und „Bereicherung und Vetternwirtschaft durch den Künstlerischen Vorstandsdirektor der LIVA“. Tags darauf nimmt LIVA-Mitarbeiter Kontakt mit Bürgermeisterbüro auf.

30. November 2023: Luger hat die Whistleblower-Unterlagen. Aus seiner Reaktion schließt der LIVA-Mitarbeiter, dass der Bürgermeister wohl nur der Weitergabe der Hearingfragen nachgehen wolle und dazu ein Rechtsgutachten in Auftrag geben werde.

4. Dezember 2023: Luger kontaktiert einen ihm bekannten Rechtsanwalt.

15. Dezember 2023: In der LIVA-Aufsichtsratssitzung berichtet Luger als Vorsitzender nicht über die Whistleblowermeldungen.

15. Jänner 2024: LIVA-Mitarbeiter urgiert telefonisch im Bürgermeister-Büro, wie dem Hinweisgeber geantwortet werden soll.

16. Jänner 2024: Luger verweist lediglich auf beauftragtes Rechtsgutachten.

12. März 2024: Artikel im „Falter“ zu mutmaßlichem Missmanagement, Nebengeschäften und wohl geschobener Bestellung erscheint.

16. März 2024: In der Aufsichtsratssitzung informierte Luger nur über die Hinweisgebermeldung zum Thema Weitergabe Hearingfragen.

13. Juni 2024: Kanzlei stellt Honorarnote für Gutachten an LIVA über 15.858,34 Euro netto. Die Kanzlei kam zu dem Schluss, dass eine Vielzahl Personen Zugang zum Hearing-Ablauf gehabt hatte und sich nicht mehr eine bestimmte Person feststellen lasse, die vorab die Unterlagen weitergegeben habe.

9. Juli 2024: Kerschbaum wird entlassen.

20. August 2024: „OÖN“ veröffentlicht Chatverlauf zwischen Luger und Kerschbaum.

23. August: Luger tritt als Bürgermeister zurück.

20. September: Meinhard Lukas wird neuer LIVA-Aufsichtsratsvorsitzender.