Der „Concentus Musicus Wien“ musiziert seit 1953; damals unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt, der seine lebendige und wissenschaftlich fundierte Interpretation auf historischen Instrumenten pflegte.
Gelegentlich bei den Stiftskonzerten in Graz oder im Palais Schwarzenberg aufführte, aber auch durch fast alle Staaten in Europa und mit seiner Erfolgsgeschichte auch in die weite Welt kam.
Seit 2015 leitet Stefan Gottfried als Dirigent und Spezialist für historische Aufführungspraxis dieses Ensemble. Die Einladung zum Brucknerfest 2024 ist nur logisch – man musiziert im Originalklang auch bei Bruckner!
Zuerst eröffnete im Brucknerhaus die Sinfonia VIII, eine Streichersinfonie, in der Fassung mit Bläsern in D-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy. In den vier Sätzen lassen die erlesenen Einfälle des Komponisten, in köstlicher Biedermeierfrische, den Melodien ihren Lauf – man horcht auf die Darmsaitenklänge und hört auf die elegant zurückhaltenden Naturbläserpassagen.
Ganz anders erstaunte dann das auf die Bühne hereingeschobene Klavier, ein Blickfang aus einer Werkstatt mit gekonnter Handarbeit und von klingender Schönheit, die mit Kristian Bezuidenhout (*1979) den Höhepunkt mit Beethovens Klavierkonzert Nr.2 B-Dur brachte.
Der gebürtige Südafrikaner ist internationaler Klavier Spezialist, hat einen klingenden Namen – er vermochte das schöne Instrument zum schön „Singen“ im eleganten Tastenspiel animieren. Es gab für diesen Weltpianisten großes Staunen und viel Applaus – und leider keine Zugabe.
Nun folgte Anton Bruckners „Studiensinfonie“ f-moll WAB 99//1863. Unser Kompositions – Schüler A.B. war so oft mit seinen vielen Werken unzufrieden. Oft genug zeigte er seine Hausarbeit her und hoffte auf Gelegenheitsaufführungen. Leider kam diese Sinfonie zu Bruckners Lebzeiten nicht mehr zu einer Aufführung. Bruckner war immer wieder auf einem guten Weg, der zu seinen großen Instrumentalkompositionen führte.
Auch der Concentus konnte an diesem Abend mit manchen Wendungen und Abwandlungen aufwarten – sie erinnerten an typische Hörerlebnisse und manche aufgestockt mächtige Klangwendungen. Erinnerungen in Originalfarben wurden wach gerufen.
Die Begeisterung des Konzertpublikums, im leider sehr karg besetzten Saal, war sehr groß – man bedankte sich mit viel und langem Applaus.
Von Christine Grubauer