Daheim im fernen Kulturkreis

Bruckner Orchester in Seoul: Schwelgen in Beethoven-Klängen

Jae-Hyuck Cho hervorragend am Piano, Markus Poschner & Bruckner Orchester im Beifallsgenuss
Jae-Hyuck Cho hervorragend am Piano © BOL/Stepanek

Das zweite und letzte Konzert des Bruckner Orchesters in Seoul war ein voller Erfolg. Am Programm standen Werke von Ludwig van Beethoven. Die Ouvertüre zu Coriolan, die siebte Sinfonie und das Klavierkonzert Nr. 1, gespielt vom Südkoreaner Jae-Hyuck Cho.

Der Pianist und Organist, ausgebildet an renommierten Universitäten in New York, wurde seinem Ruf als hervorragender Pianist mehr als gerecht. Obwohl nur eine Probe kurz vor dem Konzert möglich war, funktionierte das Zusammenspiel mit dem Bruckner Orchester reibungslos.

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Weiteres Highlight des Konzerts war der Saal, die Lotte Hall. Lotte ist einer der führenden Mischkonzerne Koreas, der neben einem Shoppingcenter und Vergnügungspark auch die Konzerthalle betreibt – der Name leitet sich ab von einer Romanfigur aus „Die Leiden des jungen Werther“ und entspringt der Begeisterung des Konzerngründers für Goethe.

Der Konzertsaal liegt auf dem Dach der Lotte World Mall, gilt als einer der führenden klassischen Aufführungsorte Asiens und zeichnet sich durch eine erstklassige Akustik und prächtige, terrassenförmig angelegte Innenräume aus. Trotz der unglaublichen Größe des Saals hörte man alle Details bis zum letzten Sitz, der Klang des Orchesters war weich, die einzelnen Instrumente mischten sich wunderbar zu einem fülligen Orchesterklang, der dennoch transparent blieb.

Ideal für Beethoven, und das Bruckner Orchester nutzte die Gunst der Stunde. Getragen vom Erfolg des Vorabends, animiert vom ebenso jungen wie zahlreichen Publikum und inspiriert von der Kraft der Beethoven´schen Musik waren alle Reisestrapazen vergessen und die Musiker liefen zur Höchstform auf. Mit sichtlicher Spielfreude folgten sie ihrem Chefdirigenten in die vielschichtigen Klangwelten Beethovens und wurden dafür mit heftigem, lang andauerndem Applaus belohnt.

Die Zuhörer erklatschten als Zugabe Schuberts Ouvertüre „Rosamunde“ und spätestens jetzt musste allen Tourneezweiflern klar sein: Musik ist dazu da, gehört zu werden, und das live! Raumklang und Atmosphäre eines Konzerts sind in Aufnahmen schwer wiederzugeben; das physische Erleben der Schallwellen und die Energie der Musik ist nur in der direkten Begegnung mit den Künstlern spürbar und jedes Konzert wird wesentlich beeinflusst von der Wechselwirkung von Künstlern und Publikum – demgemäß ist jede Aufführung einzigartig.

Das Publikum in Seoul wusste das zu schätzen, doch auch die Musiker ließen die hier gemachten Erfahrungen wachsen. Ildiko Deak, Soloflötistin, meint: „Ich habe im Lauf der Zeit durch Tourneen gelernt, auch außerhalb meiner Komfortzone immer höchste Leistung abzuliefern. Was mir immer in Erinnerung bleibt, sind die Konzerterlebnisse.“ Diese liegen auch dem Chefdirigenten Markus Poschner am Herzen: „Wenn wir es schaffen, das Publikum, auch das ferner Kulturkreise, mitzureißen und so zu einer Gemeinschaft werden, dann ist ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung geleistet!“ In Seoul ist das gelungen!

Von Catrin Stepanek aus Südkorea