Das Strauss-Jahr zwischen Zirkus und Fledermäusen

Ein Fledermaustag, ein Zirkus und ein Oktopus: 2025 kommt man am Walzerkönig nicht vorbei, würde der oberste Schani von Wien doch im kommenden Jahr seinen 200. Geburtstag feiern. Geplant sind 65 Produktionen an rund 250 Spieltagen, von Theater über Konzerte bis hin zu experimentellen Specials. „Alle, die ein klassisches Programm erwarten, werden enttäuscht sein“, so Intendant Roland Geyer am Freitag bei einer Pressekonferenz im Rathaus. Der Vorverkauf startet heute.

„Ich will mich durch Musik trösten“, schrieb der Walzerkönig einst an seine Jugendliebe, die russische Adelige und Amateurkomponistin Olga Smirnitskaja. Mit seiner Musik tröstete Johann Strauss nicht nur sich selbst, sondern auch die Wiener und Wienerinnen. Und so will es auch das Programmbuch zum Johann-Strauss-Festjahr 2025, das heute – just an seinem 199. Geburtstag – im Detail durch Intendant Roland Geyer, zusammen mit Bürgermeister Michael Ludwig und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (beide SPÖ), bekannt gegeben wurde. Ein munteres Zitat aus Strauss‘ Operette „Waldmeister“ ziert die erste Seite: „Mag da kommen, was da immer kommen mag, Lust und Freude bringe uns ein jeder Tag!“

Das Jubiläumsprogramm besteht quasi aus drei Akten, die sich „Pur“, „Mix“ und „Off“ nennen. Unter letztgenanntem Label verbirgt sich etwa der in Graz geborene Puppenmeister und Kunstpfeifer Nikolaus Habjan, der den buchstäblichen Anpfiff des Festjahres übernimmt und in die Rolle der Adele und des Orlofsky aus der „Fledermaus“ schlüpft. Am 1. Jänner um Mitternacht pfeift er mit den Wiener Symphonikern das Neue Jahr im Konzerthaus ein, während in der Silvesternacht am Rathausplatz mit einem „Doppel-Bang“, dem Auftritt einer hundertköpfigen „Superband“ unter der Leitung des österreichischen Perkussionisten Martin Grubinger, kollektiv Walzer getanzt wird – zu einem Neuarrangement des Donauwalzers. „Es ist bis heute so, dass ich sehr gerührt bin, wenn der Donauwalzer erklingt, wenn man die Pummerin hört“, so Bürgermeister Ludwig. „Und wenn Sie mit der AUA fliegen und in Wien landen und den Donauwalzer hören, dann wissen Sie, dass Sie wieder zuhause sind.“

Zur gleichen Schiene gehört auch Deborah Sengls Escape Room in der Time Busters-Filiale im Museumsquartier, wo man in den Kopf des Künstlers oder ins „Hirnkastel“, wie der Schani zu sagen pflegte, blicken wird können. Um musikalisch in die Tiefe von Johann Strauss abzutauchen, um seine Walzer „mit dem Gang der Wellen des Meeres“ (Riccardo Muti) zu spielen, lassen God’s Entertainment ab 15. August eine überlebensgroße, aufblasbare Raumskulptur, deren Form an einen Oktopus erinnert, im Teich am Karlsplatz schwimmen. Innen drinnen wird es Performances geben – der Eintritt ist frei.

„Prinzipiell ist es ein zeitgenössisches Programm“, betonte Intendant Geyer, aber wer mit einem aufgeblasenen Oktopus vielleicht nicht so viel anfangen kann: auch jene, die es lieber klassisch mögen, werden auf ihre Kosten kommen. In der Schiene „Pur“ läuft etwa das Operetten-Pasticcio (29. März) mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Franz Welser-Möst und mit Sopranistin Christiane Karg und Tenor Piotr Beczała. Das neu eröffnete MusikTheater an der Wien zeigt außerdem „Spitzentuch“, „Die Fledermaus“ und drei weitere Operettenpremieren. Das Theatermuseum öffnet bereits heuer, am 4. Dezember, seine Türen zu „Johann Strauss – Die Ausstellung“. Parallel dazu startet mit „Johann Strauss – New Dimensions“ am 7. November eine neue Dauerausstellung mit „ART & TECH Museum Experience“.

Eine Operette von Strauss, ein neues Stück von Thomas Brezina und ein Zirkuszelt von Roncalli verschmelzen ab 10. September am Heumarkt zu einer Art Strauss’schem Zirkusspektakel. „Cagliostro“ gehört zum Label „Mix“. Die Musik des Walzerkönigs wird dabei neu interpretiert. Dazu gehört auch das immersive Theatervorhaben „Fürst*in Ninetta“ (15. Februar) der Gruppe Nesterval im inzwischen stillgelegten Dianabad, das für Strauss wieder aufsperrt. Außerdem wird Strauss‘ berühmtestes Tier durch Wien flattern und zwar am 151. Geburtstag der „Fledermaus“. Am 5. April, ist Fledermaustag, nicht nur, aber vor allem im Museumsquartier, wo sich Kinder und Familien tagsüber mit den Melodien von Strauss auseinandersetzen können. Abends wird es eine sehr spezielle Version der Operette mit dem Janoska Ensemble – bestehend aus den drei slowakischen Brüdern Ondrej, František, Roman und ihrem Schwager Julius Darvas – zu erleben geben.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Stadt Wien das Budget um zwei Millionen Euro aufgestockt hat – auf 22 Millionen Euro. Kulturstadträtin Kaup-Hasler betonte heute nicht nur die soziale Rolle für Kunst und Kultur, sondern die wirtschaftliche: „Die Bruttowertschöpfung der Musikwirtschaft liegt bei 7,5 Milliarden Euro im Jahr, die Branche erwirtschaftet 2,8 Prozent des BIP“, so Kaup-Hasler. „Das ist wichtig, weil wir brauchen diese Jobs.“ Und wenn das Strauss-Jahr sich dem Ende neigt, dann wird Nikolaus Habjan auch den Schlusspfiff am 31. Dezember 2025 bei der Silvestergala „By(e) Strauss“ im frisch renovierten MusikTheater an der Wien geben – und die Wiener werden wie jedes Jahr im Dreivierteltakt ins Jahr 2026 tanzen.

Karten und Programm unter johannstrauss2025.at

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