Der Mann mit der großen Seele

Vom Elektriker zum Maler: der Linzer Künstler Kurt Stimmeder

Seine ersten Pinselstriche waren der Versuch, sich selbst davon zu überzeugen, dass nicht viel dahintersteckt: „Bloße Neugier.“ Heute lebt Kurt Stimmeder (49) von der Malerei, ist auf internationalen Ausstellungen in London und demnächst in Miami vertreten, wo Werke bis zu einem Preis von 250.000 Euro präsentiert werden, und entwickelt sich ständig weiter. Der Weg bis dorthin war ein vielfältiger.

Einflüsse von Pop Art bis „alter Schinken“

Als „gegenständlich, figurativ, realistisch“ beschreibt Stimmeder seine Arbeiten selbst. Da finden sich Porträts in unterschiedlichen Formaten, die in vielen Details eine große Tiefe ausstrahlen und die klare Linien kennzeichnen. Aufwendige Ölgemälde nach altmeisterlicher Manier, Farben in unzähligen Schichten und Schattierungen neben detaillierten Bleistiftskizzen. Der Künstler hat auch ein Faible für Allegorisches. Wandert man durch Wohnung bzw. Atelier, dann geht man auch durch verschiedene Entwicklungsphasen des Malers und es bleiben Eindrücke von Pop Art bis „alter Schinken“.

Wie es dazu kam? „Es gibt einen echten Gründungsmythos“, sagt Stimmeder lachend. Eine Frau, die gemeint hat, in die Zukunft blicken zu können, habe ihm offenbart, er könne malen. Doch von vorne: Der gebürtige Bad Leonfeldner absolvierte eine Elektrikerlehre, als ihn das erste Mal „auf der Suche nach Ausdruck“ der Drang nach künstlerischer Kreativität überkam: Als 16-Jähriger begann er, den Kontrabass zu zupfen, der viele Jahre lang — Stimmeder war Mitglied der bekannten Rockabilly-Formation Crazy Cubes — seine große Leidenschaft und sein Begleiter bleiben sollte. Später arbeitete er mit einem Weinbauern zusammen, absolvierte eine Sommelierausbildung. Und dann hat er es einfach einmal versucht und das erste Bild, das seine damalige Freundin zeigte, auch gleich verkauft.

Als Autodidakt verbrachte Stimmeder, der seit vielen Jahren in Linz lebt und arbeitet, oft ganze Tage lang in bedeutenden Museen wie dem Louvre, dem Prado oder dem Kunsthistorischen Museum vor Gemälden, die er studierte und von denen er aufwändigste Skizzen anfertigte. Und er verschlang Bücher, nicht nur zu Kunstgeschichte und Malerei, sondern auch zur „Seele“, jener Ebene, die freilich in seine Werke einfließt. Seine ersten Arbeiten signierte er gar nicht, wollte die Komposition nicht stören und hatte Hemmungen, seinen Namen darunter zu setzen. „Ich gebe so viel von mir preis, dass ich damals der Kritik von außen nicht gewachsen war.“ Später hinterließ er ein flüchtiges „Dusko“ auf den Bildern, ein Wort, das vom bosnischen Dusa für Seele kommt und ein Spitzname, den ihm Kundschaft gab, als er noch Sommelier war. Der Mann mit der großen Seele.

Im Juli in London, demnächst in Miami

Heute kann er zu sich und seiner Leistung stehen und einfach „Kurt Stimmeder“ unter seine Arbeiten setzen. Maler ist er seit 2008, seit 2018 kann er davon leben.

Der Erfolg stellte sich relativ rasch ein. „Arbeiten von mir wurden schnell zum Ankauf für das Lentos vorgeschlagen, auch in der Galerie Thiele fand man mich bald regelmäßig.“ Stimmeder hat vor allem regional ausgestellt, aber auch schon international verkauft. Im Juli waren Arbeiten von ihm erstmals auf der London Art Biennale zu sehen, für die Werke von Künstlern aus 60 Ländern ausgewählt wurden. Heuer ist er noch auf der Red Dot Miami vertreten.

In seiner Kunst hat Stimmeder viele Phasen durchlebt. Etwas, das er sich selbst abverlangt: „Jedes Bild muss eine Weiterentwicklung erkennen lassen.“ Am Anfang standen etwa Einflüsse von Pop Art, vor einigen Jahren begann er, sich intensiv für alte Meister zu interessieren: „Ich stehe auf verstaubte, alte Bilder.“ Heute verbindet er Phasen und Erfahrungen.

www.kurtstimmeder.at

Von Melanie Wagenhofer

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