Ein musikalisches Wetterleuchten brachte das Südtiroler Herbert Pixner Projekt ins Linzer Brucknerhaus. Von „The Dark Side Of The Alps“ waren sie quasi vom Berg herunter gekommen, das gleichnamige neue Album mit im Gepäck, und verwandelten den ausverkauften großen Konzertsaal in eine imposante, mystische und vor allem virtuose Klang-Landschaft.
Vor der Kulisse einer riesigen Videoinstallation des Tribulaun, einem rund 3.000 Meter hohen imposanten Berg in den Stubaier Alpen, entführten die fünf Musiker das staunende Publikum in geheimnisvolle Sagenwelten. Etwa jene um den Zwergenkönig Laurin, der nach einem gescheiterten Entführungsversuch der Tochter des Nachbarkönigs in den feindlichen Kerker kam und daraufhin seinen prächtigen Rosengarten in den Dolomiten verfluchte und ihn der Nachwelt als steinernes Gebirgsmassiv hinterließ.
Herbert Pixner erweist sich als spannender Sagenerzähler und greift anschließend bei „King Laurin“ zu einem Miniatur-Saxophon als Symbol für den Zwergenkönig, während er ein mystisches Thema anstimmt. Dieses erweitert er schließlich virtuos auf der diatonischen Ziehharmonika und lässt es schließlich mit der gesamten Band in einen breiten archaischen Cinemascope Sound ausarten, mit dem selbst Hollywood-Filmkomponist Ennio Morricone seine helle Freude gehabt hätte.
Akkordeonist Pixner gibt sich insgesamt als Großmeister seines gesamten Musikinstrumentariums und ersetzt auch beinahe die ganze Bläsergruppe eines Orchesters, ob auf dem Saxophon, dem Flügelhorn, der Trompete oder der Klarinette. Alle Instrumente scheinen sich in seinen Händen in virtuose Tonquellen zu verwandeln, die den unverwechselbaren Sound prägen, den Pixner derzeit zur führenden Nummer Eins seines Genres der neuen und progressiven Volksmusikszene macht.
Die kongenialen Bühnenpartner stehen da um nichts nach. Der Bozener Gitarrist Manuel „Il Grande“ Randi, der auf zahlreichen Gitarren musikalische Vulkanausbrüche heraufbeschwört, egal ob Gypsy Swing a la Django Reinhardt, Tango, Tarantella oder Bluesrock, Randi ist mit seinem genial flinken Fingerspiel in allen Musikgattungen zu Hause.
Neuzugang Alessandro Alex Trebo, der in den Dolomiten geborene und jetzt in Berlin lebende Pianist, der auf dem Konzertflügel sowohl magische Soundgemälde als auch gestandene Polkaklänge energisch auf den Tasten hervorzaubert. Werner Unterlechner als gestandener Taktgeber am Bass und eine elfengleiche Heidi Pixner an der Harfe komplettieren das Quintett.
Und so gerät der Abend zu einer opulenten Vertonung alpiner Sagen, von melancholischen Klanggemälden bei „Animo“ über bluesige Walzerklänge bei „Wolfschwang“, bis hin zum rasanten Tanz mit dem Teufel in einem brillianten Duett zwischen Gitarre und Ziehharmonika.
Eine Momentaufnahme von epischen Eindrücken aus dem Gebirge, mit einem Blick von der Schattenseite zur Sonnenseite des Lebens. Dazwischen im Programm eingestreut, finden sich energiegeladene, spritzige Nummern von früher, wie der mitreißende „Tango Number Five“ und reißen das Publikum begeistert von den Sesseln.
Minutenlange stehende Ovationen honorieren schließlich die herausragende Performance der fünf Vollblutmusiker. Es war ein Abend mit Musik für das Herz und die Seele.
Von Barbara Duftschmid