Die Rache Peymanns …

... oder: Wie Ariel die Luft ausging — Joachim Meyerhoff bei den Salzkammergut Festwochen

Die Seele eines Schauspielers ist mitunter robuster als man gemeinhin annimmt. Ansonsten hätte der heute 56-jährige Joachim Meyerhoff seine Karriere schon vor langer Zeit an den Nagel gehängt. Es geschah einst in Bielefeld: Meyerhoff, ein sehr junger Darsteller, die Aufführung von „Romeo und Julia“, wie könnte man sagen … ambitioniert.

Meyerhoff gab den Typalt, wenig Text, viel fechten, enge Lederhose, nackter Oberkörper. Das jugendliche Liebespaar gespielt von Schauspielern in den 30ern und die Probenzeit monströs, erinnert sich der nach vielen Jahren am Wiener Burgtheater und heute an der Berliner Schaubühne Spielende an seine holprigen Anfänge. Am Ende sprach seine damalige Flamme es deutlich aus: „Du warst der Schlimmste!“

Kurzweilig, unterhaltsam

Meyerhoffs Erinnerungen, seine Gedanken und die daraus zu ziehenden Schlüsse zu William Shakespeare gab er am Donnerstagabend im Stadttheater Gmunden zum Besten. Eingeladen von Karin Bergmann, die die Sparte Literatur und Theater bei den Salzkammergut Festwochen verantwortet, setzte sich der versierte Schauspieler an einen kleinen Tisch und las über 100 Minuten lang aus seinem hervorragenden Text über und zu dem großen Dichter.

Eine „Mischung aus Erzählung und Vortrag“, versprach er und fügte lachend hinzu: „der erste Vortrag meines Lebens, da müssen sie dabei sein!“ Geworden ist es ein kurzweiliger und unterhaltsamer Abend, der das Publikum im ausverkauften Theaterraum zu lauten Lachsalven animierte. Etwa, als er von seiner Rolle als Luftgeist Ariel im „Sturm“ an der Seite von Maria Happel und Johann Adam Oest im Wiener Akademietheater erzählte.

Sechsmal pro Abend rutschte er an einer Feuerwehrstange auf die Bühne, nach Jahren spürte der Mime das Alter, als er beim Hinaufklettern nur noch bis zur Mitte kam … Wunderbar vergnüglich dann die Geschichte über einen steckengebliebenen Lift, einen nicht hilfreichen Kollegen — getoppt nur noch von der Rache Claus Peymanns an der Stange, die Meyerhoff im wahrsten Sinne den Wortes zu spüren bekam.

Joachim Meyerhoff ist ein gekonnter Entertainer, der seine Geschichten erprobt zum pointierten Höhepunkt brachte, vieles aus seinem Schauspielerdasein preisgab, Aktuelles wie Klimakleber und Blackfacing mit Shakespeare verknüpfte und so die Zuhörerschaft zufrieden in die Nacht entließ.

Von Mariella Moshammer

Die mobile Version verlassen