Ehre, wem Ehre gebührt

Eindrückliche Wanderausstellung „Die Gerechten – Courage ist eine Frage der Entscheidung“ ist ab Mittwoch im Schlossmuseum Linz zu sehen

Ein Blick in die Ausstellung, die noch bis 24. Mai ihre Pforten geöffnet hat.
Ein Blick in die Ausstellung, die noch bis 24. Mai ihre Pforten geöffnet hat. © Oö.Landesmuseum/A.Bruckböck

Der Holocaust hat viele Narben in Österreich hinterlassen. Die ab Mittwoch geöffnete Wanderausstellung „Die Gerechten – Courage ist eine Frage der Entscheidung“ des 800 Mitglieder zählenden Vereins „Österreichische Freunde von Yad Vashem“ im Schlossmuseum Linz widmet sich neben all den menschlichen Abgründen vor allem einzelnen Menschenschicksalen, die sich entschieden, etwas Licht in die Dunkelheit zu bringen: Die israelische Holocaustgedenkstätte Yad Vashem ehrt nicht-jüdische Menschen, die während des Naziregimes Juden uneigennützig geholfen haben, zu überleben.

Weltweit wird solchen Personen der Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ verliehen. Von den insgesamt rund 27.300 „Gerechten“ (die meisten davon in Polen), sind auch rund 110 Österreicher. Ihnen ist diese Schau gewidmet.

Neben bekannten internationalen „Gerechten“ wie Oskar Schindler, die ebenso behandelt werden, fällt der Scheinwerfer auch auf „einfache Leute“. Ein eindrucksvolles, oberösterreichisches Beispiel ist dabei eine Geschichte, die sich im Frühjahr 1945 auf dem Bauernhof der Familie Schatz bei Mauthausen zugetragen hat: Esther Zychlinski, 1944 nach Auschwitz deportiert, dann mit anderen Frauen in ein Lager des KZ Mauthausen gebracht und von dort geflohen, klopft an die Tür und bittet um Wasser. Maria und Johann Schatz nehmen sie auf, verstecken sie erfolgreich – das alles unter großem Risiko, versteht sich.

Einzelschicksale machen Geschichte greifbar

Für die Gestaltung der Schau zeichnet Architekt Manfred Lindorfer verantwortlich. Bedruckte Leinen-Tafeln erzählen in den ersten Metern die Geschichte der Zuspitzung und der Ausgrenzung.

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Eindrücklich eine Vitrine mit Fundgegenständen jüdischer Gefangener aus dem Lager Gunskirchen, einem Nebenlager des KZ Mauthausen: Sie lassen Historie beinahe greifbar machen; Schuhsohlen, ein benutzter Kamm oder eine Gabel sagen oft mehr als Tausend Worte. Daneben eine Litfaßsäule mit antisemitischer Propaganda. Die gnadenlose Inszenierung dieser Gräueltaten gipfelt vorerst in einem schmalen Gang, in dem links und rechts die Tätergesellschaft und das Denunziantentum behandelt wird. Eine Szene aus Andreas Grubers Spielfilm „Hasenjagd“ läuft in Dauerschleife im Fernseher an der Wand. Wahrhaft originell: Ein riesiger Wehrmachtshut, unter den man schlüpfen kann, behandelt die spannende Frage „Was geht im Kopf eines Wehrmachtssoldaten vor?“. Inmitten all der Finsternis gibt es aber auch Licht, und das wortwörtlich: Leuchtkuben treten wie Sonnen aus dem verfinsterten Raum hervor. Jede einzelne einem „Gerechten“ gewidmet – hier sollte man sich Zeit nehmen. Abgerundet wird die Schau mit Videoinstallationen, die Zeitzeugen zu Wort kommen lassen.

Für Michael John (JKU Linz), der gemeinsam mit Albert Lichtblau (Universität Salzburg) die Schau kuratiert, ist es wichtig, dass diese Geschichten weitererzählt werden: „Zivilcourage hat in der Gesellschaft auch heute noch eine Relevanz.“ Dass sie auch in außergewöhnlichen Situationen nicht abhanden kommen darf, zeigt diese Ausstellung eindrucksvoll mahnend und doch ohne Zeigefinger.