Ein spannendes, sehr forderndes Programm bot der Abend zu Bruckners Geburtstag im feinen Ambiente der Pfarrkirche Ansfelden. Zu Gast das 1996 gegründete casalQuartett aus Zürich, zum Streichquintett erweitert mit Dominik Fischer, ihrem Bratscher bis 2004.
Klangvoll der erste Teil mit dem F-Dur Quintett von Bruckner, das dieser 55-jährig zwischen der 5. und 6. Sinfonie vollendete. Lange als „Sinfonie für 5“ missverstanden, steht dieser dreiviertelstündige Monolith längst als singuläres Meisterwerk der Romantik weltweit fest. Ein sehr transparenter Streichersatz, durchaus filigran, mit Aufschwüngen zu dramatischer Intensität, die von den Schweizern überzeugend gestaltet wurden. Viele Feinheiten im Detail wurden hörbar, speziell der drei Mittelstimmen. Was da zu hören war, darf als höchste Kunst bewertet werden.
Klanglich fein abgestimmt das Cello mit den beiden Bratschen, dagegen etwas herausfallend die recht helle Sekundgeige. Speziell bei den elegischen Abschnitten wie dem Beginn des Kopfsatzes, vor allem im berührenden Adagio, vermisste man ein wenig die Innigkeit, da sogar der Komponist im Pianobereich Abstufungen vorgibt.
Brillant gelang dem Quartett das witzige Scherzo, das damals vom berühmten Hofkapellmeister Josef Hellmesberger als unspielbar abgelehnt worden war. Ebenso „lebhaft bewegt“ das weit vorausweisende Finale. Vom zahlreich erschienenen Publikum wurde das Dargebotene mit großer Zustimmung bedacht.
Mit informativen und sehr persönlichen Worten des Bratschers Markus Fleck wurde die österreichische Erstaufführung des Quintetts fis- Moll von Heinrich Kaminski (1886 – 1946) einbegleitet. Der aus Tiengen am Hochrhein stammende selbstbewusste Einzelgänger wurde erst 1920 durch Bruno Walter quasi hoffähig gemacht. Sein 1917 in München uraufgeführtes Streichquintett zeigt sein Beharren auf der Tonalität, dazu eine enorme Klangfülle unter dem Einfluss Bruckners.
Drei kontrastreiche Sätze, beeindruckend der flirrende, fast ätherische Zauber des Andante, ehe die riesige, fast 20-minütige Fuge dieses ausufernde Werk beschließt.
Sehr dicht, meist laut bis zum ersten Ruhepunkt, wird die Spannung vom Ensemble hochgehalten und mündet in spontanen Standing Ovations der Zuhörer.