„In Liebe, Eure Hilde“, sind die letzten Worte, die die Widerstandskämpferin Hilde Coppi in ihrer Zelle dem Gefängnisseelsorger als Brief an ihre Mutter und ihren neugeborenen Sohn diktiert. Und es ist der Titel des neuen Films von Andreas Dresen, der Hildes Zeit im Gefängnis von der Festnahme bis zu ihrer Hinrichtung 1943 zeigt. Am Freitag kommt der Film, der heuer im Berlinale-Wettbewerb Weltpremiere feierte, in die heimischen Kinos.
Hilde (Liv Lisa Fries) ist mit dem Juden Franz verlobt, der es vor den Nazis gerade noch ins Ausland geschafft hat. Sie lebt mit ihrer kränkelnden Mutter in Berlin zusammen. Bis sie Hans (Johannes Hegemann) kennenlernt, der der kommunistischen Widerstandsgruppe „Roten Kapelle“ gegen den Nationalsozialismus angehört. Sie verlieben sich ineinander, die beiden heiraten, ziehen in das Schrebergartenhaus von Hans, sie wird schwanger.
Gleichzeitig wird sie immer mehr in die Arbeit des Widerstands hineingezogen, lernt das Morsealphabet, während Hans Funksprüche in die Sowjetunion absetzt. Sie klebt mit ihm Zettel gegen das Regime und ist aktiv an Treffen der Gruppe beteiligt.
Doch die Gruppe fliegt auf, ihre Mitglieder werden verhaftet. Der Film beginnt mit der Szene, als sie 1942 von daheim zum ersten Verhör abgeholt wird. Von diesem Moment an steckt sie in einer grauen Zelle, bringt im Gefängniskrankenhaus ihren Sohn Hans zur Welt und erfährt, dass schon mehrere Kameraden, darunter ihr Mann, hingerichtet wurden.
In all der Unmenschlichkeit des Systems bleibt Hilde menschlich zu den Mitgefangenen. Das beeindruckt selbst die streng auf Erfüllung der Regeln achtende Aufseherin Kühn (Lisa Wagner) in ihrer bedrohlichen schwarzen Uniform. Deren Wandlung zu einer mitfühlenden Frau gehört zu den besonderen Momenten des Streifens.
Andreas Dresen erzählt die Gefängniszeit von Hilde Coppi chronologisch, unterbricht aber immer wieder mit Rückblenden, die ebenso chronologisch von der jüngsten Vergangenheit bis zum Moment des Kennenlernens von Hans zurücklaufen. Das Graue, Bedrückende wechselt somit kontinuierlich mit den unbeschwerten Sonnenstunden, die von den Jugendlichen genossen werden.
Das ist die Besonderheit von „In Liebe, Eure Hilde“: Andreas Dresen lässt das junge Glück immer wieder mit der Brutalität eines unbarmherzigen Regimes kontrastieren und damit erkennen, wie grausam eine hoffnungsfrohe Jugend ausradiert werden kann. Das glückliche und das limitierte Leben in menschlicher Kälte im Gegenschnitt. Dresen ist mit „In Liebe, Eure Hilde“ ein Nazifilm gelungen, der ohne Hakenkreuzfahnen und Aufmärsche auskommt.