Das Bruckner Orchester Linz und sein Chefdirigent Markus Poschner wählten am Dienstag für den würdigen wie festlichen Beginn des Abschlusskonzertes des diesjährigen Brucknerfestes das berühmte „Adagio“ Nr. 2 Es-Dur zur Sinfonie Nr. 3 d-Moll, WAB 103 (1876). Bruckner selbst hegte einst Zweifel und Bedenken genau an diesem Werk, das er Richard Wagner widmete.
Heute ist es ein Rätsel, warum der Komponist ausgerechnet am Abend vor seiner Uraufführung diesen nun in St. Florian vom Bruckner Orchester so wunderbar interpretierten Satz austauschte.
Im Konzertprogramm folgte ohne Pause eine übergroß besetzte Sinfonie Nr. 2 (St. Florian) von Alfred Schnittke (1934-1998). Allein die Besetzung dieses Werkes mit vierfachem Holz, vierfachem Blech, einem gigantischen, von sieben Personen zu bedienenden Perkussionsapparat, Tamtams, Gongs, Glocken, Vibraphon und Marimbaphon war beeindru- ckend. Eine Kombination von neuen und alten Instrumenten mit Celesta, Cembalo, Orgel und eine riesige Bandbreite des Orchesters agierte geführt von Poschner mit starken Kontrasten und bot in der ungewöhnlichen Besetzung große Klangdichte.
Dabei stellte man sich enormen Herausforderungen, etwa was die Koordination der Akteure anbelangte. Von der rund 80 Meter entfernten Brucknerorgel kamen der Bachchor Salzburg und Sängersolisten — Countertenor Johannes Euler und Tenor
Bernd Lambauer — zum Einsatz mit gregorianischen Gesängen in lateinischer Folge mit liturgischen Texten. Das Werk entstand als Raumerlebnis direkt in der Basilika St. Florian unter dem Eindruck von mystischer Dämmerung und entferntem Gesang als Idee für eine „missa invisibilia“ bei einem Besuch des Komponisten Alfred Schnittke im Jahr 1977. Emotionale Kraft und Tiefe erfasste auch die große Schar der Zuhörer in der gut gefüllten Basilika, der begeisterte Applaus hielt lange an.