Die Fans und Kenner seiner Musik wissen es. Der im Dorf Kalischt an der böhmisch-mährischen Grenze 1860 geborene Komponist Gustav Mahler hatte seinen Schaffensort teilweise in der kleinen Gemeinde Steinbach am Attersee, in dem populär gewordenen Komponierhäuschen, das dort zu einer Attraktion für Urlauber geworden ist. Zu Ehren des Meisters arbeitet eine fachkompetente Gesellschaft seit 2016 an einem jährlichen Festival mit Besuchern aus dem In- und Ausland. Heuer anberaumt vom 29. Mai bis 2. Juni.
Die Schlussveranstaltung am Samstag in der Steinbach-Halle, die für derartige Veranstaltungen errichtet wurde, fand vor über eintausend Gästen aus dem In- und Ausland statt und endete mit einem unwahrscheinlichen Jubel.
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Das musikalische Großereignis war in gewisser Weise auch dem Bruckner-Jubiläumsjahr geschuldet und führte daher Mahler in Beziehungsnähe mit dem jüngeren Bruckner zusammen, wie auch das umfangreiche Programmbuch „Mahler & Bruckner“ verrät und verdient als ein einzigartiges Kooperationsprojekt der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 von Steinbach und dem Mahler-Festival.
Die Eröffnungsredner u.a. Bürgermeisterin Nicole Eder, Geschäftsführerin Elisabeth Schweeger und Festivalchef Morten Solvik beim Empfang konnten das ehrgeizige Unternehmen mit nicht genug Lob überhäufen.
Wichtig für alle war natürlich die künstlerische Besetzung des Festes durch prominente Vertreter und verlässliche Ausführende zunächst nicht nur für das Werk Mahlers. Denn zum Einstieg wurde man mit Friedrich Guldas Konzert für Cello und Blasorchester (1980) beglückt, einer kontrapunktischen Mixtur, ideal gewählt von der Philharmonie Salzburg, weil ein Überraschungswerk, das uns das 2000 verstorbene nach Amerika ausgewanderte Multigenie hinterließ als eine „Liebeserklärung an das Salzkammergut“, die von den Solistenbrüdern Schmid (Cello und Geige) mit besonderer Hingabe ausgedrückt wurde, und die gastierende Salzburger Philharmonie samt ihrem massiv aufgetretenen Chor richtig für Mahler einstimmte.
Ihre Langzeitchefin und Pionierin weiblicher Pultvertetung Elisabeth Fuchs gilt nicht umsonst als Liebling der Wiener Philharmoniker. Ihr überbordendes schlagtechnisches Temperament ersparte sich nichts an physischer Überzeugungskraft für Mahlers fünfsätzige „Auferstehungssinfonie“, der Zweiten, in der der mit brucknerschen Sinfoniemaßen anders spielende Komponist bekenntnishaft auftritt.
Vom Leben und Tod erzählt im Ringen um Themen im Choral, in chromatischen Läufen oder Marschrhythmen. Inspiriert von der natürlichen Ausstrahlung der Berge, des Sees, was auch lustig sein kann im 2. Satz mit seiner wehmütigen Tanzmelodie.
Fast auf groteske Art gebärdet sich der dritte Satz und führt zum „Urlicht“ aus des „Knaben Wunderhorn“ in Vorbereitung auf den gewaltigen Klangausbruch im Finale.
Ursula Langmayr (Sopran) und Christa Ratzenböck (Alt) trugen mit fesselnden Solovorträgen zur verklärenden Stimmung des Werkes bei. Der ewige Kreislauf des Lebens: Vom Auferstehn, um zu sterben, könnte es anders bestehen bleiben in der Musik als bei dem Philosophen Mahler. Die Steinbacher haben ihm für immer ein Denkmal gesetzt.
Von Georgina Szeless