Ein Paganini am Kontrabass – und noch mehr war in Gmunden zu bewundern

Benjamid Schmid und Freunde: Ein Quintett aus fantastischen Musikern sorgte bei den Festwochen für helle Begeisterung

Bei der Angebotsfülle des sommerlichen Salzkammergut Festivals war die Kammermusik für Streicher am Sonntag im gut besuchten Stadttheater Gmunden sicher die beste Wahl. Der illustre Erfolgsgeiger Benjamin Schmid versammelte seine Freunde des Streichinstruments zu einem klug programmierten Quintettabend mit einigen Überraschungen: die drei absolut adäquaten Künstler Dominik Wagner (Kontrabass), Jeremias Fliedl (Cello) und Gerhard Marschner (Bratsche), mit denen die unverzichtbare weibliche Verstärkung durch die Pianistin Ariane Haering das Quintett komplettiert wurde.

Und weil es halt nicht ganz ohne sie ging, wurde aus Giovanni Bottesinis (1821-1889) Gran Duo Concertante für Violine und Kontrabass (1880) – wie am Programm stehend  – ein Trio. In jeder Hinsicht ein großer Gewinn und absolut richtig angesetzt, entstanden doch später noch diverse Fassungen des Stückes. Der italienische Meister am Rande romantischen Stils schrieb nämlich das Werk gleich für zwei Bässe, galt er doch selbst als der beste Bassspieler seiner Zeit, und überhaupt war er eines der berühmtesten Multitalente, nicht nur durch seine Freundschaft mit Giuseppe Verdi, dessen Oper „Aida“ Bottesini in Kairo 1871 uraufführte.

Welche Kunststücke er damals auf seinem dreisaitigen Instrument vollführte, das war bei Dominik Wagner durchaus nachvollziehbar, aber ganz bewusst die richtige Überleitung zu Georg Breinschmid (Jg. 1973), dem umtriebigen Komponisten aus Niederösterreich mit seinen Impressionen für Klavierquintett aus 2020. Offenbar ein längst bei Schmid und Konsorten vertrautes Stück in fünf Sätzen. Ein quer durch das Vokabular der Kammermusik launig, megacool konzipierter, studienähnlich verlaufender Schaffensbeweis.

Elitäres Konzert

Dabei hatten alle kontapunktischen Scherze ihren berechtigten Platz, brauchte sich sogar Mozarts geraubte „Kleine Nachtmusik“ keineswegs verstecken. Und das Flair von einer Wiener Kaffeehausmusik im Saal verbreiten. Breinschmid versteht eben fachkundig sein kompositorisches Handwerk. Wenn er so präzis wesensident ausgeschöpft dargestellt wird, wird das Werk nicht nur diesmal das Publikum mit ernster Heiterkeit unterhalten.

Maßstab setzendes gestalterisches Gelingen

Benjamin Schmid hat dann das elitäre Konzert nicht ungefähr mit Schuberts populärem „Forellenquintett“ enden lassen. Auch hier sind Heiterkeit und Anspruch nicht in geringem Maße gefordert, aber so faszinierend in jeder Hinsicht wie von diesem Prachtensemble, zwingt zur Feststellung eines Maßstab setzenden gestalterischen Gelingens aller fünf Interpreten. Fast ungeduldig wartete man schon in dem Klangrausch auf den vierten Satz mit den sechs Variationen aus der Liedmelodie der Forelle und konnte sich nicht satthören dann, wie die Instrumente in wenigen Veränderungen den Cantus firmus mit den klanglichen Färbungen genial hervorzauberten.

Eine Zugabe verstand sich von selbst. Natürlich nichts anderes als das repetierte liedgeformte Andante. Erst unter viel Jubel wurde das Quintett verabschiedet.

Von Georgina Szeless

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