Ein zeitgemäßes Nibelungenlied

Ein Wochenende im Zeichen der Europäischen Festwochen Passau

Miroslav Nemec (r) und Theresa Pilsl bei der „Kriemhild“-Uraufführung
Miroslav Nemec (r) und Theresa Pilsl bei der „Kriemhild“-Uraufführung © Festspiele Europäische Wochen/Foto Studio Weichselbaumer

Mit einem Festakt in der Dreiländerhalle wurden am Samstag die 71. Festspiele Europäische Wochen Passau, die unter der gemeinsamen Schirmherrschaft von Ministerpräsident Markus Söder, Landeshauptmann Thomas Stelzer und Martin Kuba (Bezirkshauptmann Südböhmen) stehen, feierlich eröffnet.

Der bayerische Staatsminister Christian Bernreiter wies auf die Bedeutung der Kultur für die Zusammenarbeit hin, Festredner Andrej Kurkow, ehemaliger Präsident des PEN-Clubs, einer der wichtigsten Autoren der Ukraine, erläuterte die Musik als seine Lebenslinie.

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„Kriemhild“-Uraufführung in der Dreiflüssestadt

Beim Eröffnungskonzert in der Dreiländerhalle der Dreiflüssestadt erlebte das „Sinfonische Spiel Kriemhild“ eine umjubelte Uraufführung. Nach mehreren kleineren Versuchen im vorigen Jahrhundert, die mit Passau von der Entstehungszeit verbundene Nibelungensage in einem literarisch-musikalischen Werk auf die Bühne zu bringen, haben die Europäischen Wochen nach Idee und Konzept von Intendant Carsten Gerhard den erfolgreichen deutschen Komponisten Enjott Schneider, der durch hunderte Film-Musiken und Opern bekannt geworden ist, beauftragt, in einem abendfüllenden Werk in zeitgemäßer Form die turbulente Geschichte der Nibelungen zu vertonen. Sein Libretto baut auf der Übertragung durch Karl Simrock aus dem Jahr 1868, nachdem eine schriftliche Aufzeichnung des mittelalterlichen Epos jedoch schon um 1200 im Passauer Raum aufgezeichnet wurde.

Von Siegfrieds Werben bis Kriemhilds Rache

Das Werk Schneiders schildert in Zusammenfassung aus Originaltexten mit verbindenden Texten die verdichtete vollständige Handlung — von Siegfrieds Werben um Kriemhild über seine Ermordung durch Hagen und den Raub des Nibelungenschatzes bis zu Kriemhilds Rache und der vernichtenden Schlusskatastrophe.

Als Struktur bot sich eine Art Oratorium an, in dem Rezitative, Arien, Chöre und Instrumental-Intermezzi abwechseln. Die Sprecherrolle gestaltete der fernseh-bekannte Schauspieler Miroslav Nemec vorbildlich Theresa Pilsl, gebürtige Passauerin, als Sopranistin in deutschen Opernhäusern sehr erfolgreich, überragte in der Rolle der Kriemhilde mit berührender Liebesmelodik und hinreißenden Schmerzensrufen. Laima Bach war stilsichere Harfensolistin, der eigens gegründete Festspielchor lieferte markante Rhythmik und klangvolle Dynamik, das erweiterte Symphonieorchester des Passauer Konzertvereines trug mit intensiver Darstellung der instrumentalen Klangfarben zum eindrucksvollen Klangerlebnis bei.

Die fast 150 Mitwirkenden, alle aus der Region Passau als Vereinigung von Berufsmusikern und versierten künstlerischen Laien, hatten in Markus Eberhardt, Passauer Gymnasialdirektor und erfahrener Musiker, einen sicheren Dirigenten, der auch Chor und Orchester perfekt vorbereitet hatte.

Durch Video- und Tonzuspielungen (Friedrich Denk und Sophie Lux) konnte auch die moderne Technik zum Erfolg beitragen. Das Publikum war hellauf begeistert von Uraufführung.