Salzkammergut, übernimm´ du bitte! Einer Welt, die derzeit grobe „Schwierigkeiten hat, in Frieden zu leben“, will Elisabeth Schweeger das Salzkammergut als eine Art Modellregion vorhalten. Ein utopischer Anspruch? Einen inhaltlichen Riesenrucksack hat Schweeger, die künstlerische Geschäftsführerin, der Kulturhauptstadt 2024 umgebunden.
Das Salzkammergut – die 23 beteiligten Gemeinden einer „eigenwilligen, eigensinnigen Region“ – nimmt sich thematisch die Probleme der Zeit zur Brust wie Klima, Gewalt, Ökologie. Aufgesplittert in konkret Regionales: sanfter Tourismus, Wirtshaussterben, Versiegelung des Landes oder Fragen einer für Mensch und Umwelt verträglichen (kleinteiligen?) Landwirtschaft.
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Geraubte Kunst
Schweeger und Mitverantwortliche präsentierten am Freitag das Programm für Salzkammergut 2024 im Linzer Kunstmuseum Lentos. Dieses ist selbst massiv eingebunden, das Thema: Gewalt. Ausgangspunkt von drei Ausstellungen ist die ungeheuerliche Tatsache, dass in den Jahren 1944 und ´45 Werke der Weltkunst im Salzbergwerk Altaussee oder im Stollen Lauffen lagerten. Adolf Hitler wollte dort Kunstwerke – Raubkunst – für sein geplantes „Führermuseum“ in Linz zwischenparken.
70 dieser Werke sind in der Ausstellung „Die Reise der Bilder“ von 20. März bis 8. September 2024 im Lentos zu sehen: ein länderübergreifendes Projekt mit Schwerpunkten Österreich, Italien, Deutschland, Niederlande und Frankreich. In Lauffen (20. 4. bis 1. 9.) verhandelt „Das Leben der Dinge“ anhand zeitgenössischer Positionen das Schicksal von Kunstwerken zwischen Raub, Verschleppung, bis hin zu aktuellen Diskussionen rund um Kunst und Kolonialismus. Im Kammerhofmuseum Bad Aussee untersucht schließlich eine Ausstellung (28. 3. bis 27. 10.) das Leben und Wirken von Wolfgang Gurlitt, „Kunsthändler und Profiteur in Bad Aussee“ sowie nach dem Krieg Gründer und Leiter der Neuen Galerie (später Lentos) in Linz.
Kultur und Kunst immer auch „eine Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenhat“ (die Linzer Kultur-Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer). Und die Zukunft? Bislang rund 190 Projekte, davon mehr als 85 Prozent lokal entwickelt, weisen bei Salzkammergut 2024 von der Vergangenheit ins 21. Jahrhundert. Die Grenzen oft fließend zwischen künstlerischer Arbeit und Diskurs, zwischen Engagement oder auch bloßer Freude am Feiern. Offizielle Eröffnung ist am 20. Jänner, einen Tag zuvor ist in Bad Ischl Oscar Straus´ Operette „Eine Frau, die weiß, was sie will“ zu sehen. Ebenfalls in Bad Ischl zeigt VALIE EXPORT mit „Schreibtischtäter“ eine multimediale Intervention zum Thema Krieg im Internet und in den Massenmedien (21. 1. bis 30. 9.).
Begehrtes Wasser
Eine Fülle von Veranstaltungen und Ausstellungen, man sollte sich Zeit nehmen (auch schon wieder eine Kunst): Wasser als Gold der Zukunft in Bad Ischl (23. und 24. 3.), eine Installation im Stollen des ehemaligen KZ Ebensee ab 27. April, K(ritisches) und K(ontroverses) zur Habsburgermonarchie in Bad Ischl ab 11. Mai, KirchKlangRäume in Bad Aussee ab 24. Mai oder das multimediale New Salt Festival von 6. bis 9. September. Viele weitere Termine: salzkammergut-2024.at