Einmal quer durch die Speisekarte der großen Hits

„Falco meets Queen“ beim Musikfestival im Graben von Schloss Lamberg in Steyr

Wäre der Intendant des Musikfestivals Steyr, Karl-Michael Ebner, Koch, müsste man ihm vorhalten: Im Jahr 29 der Festivalgeschichte unter seiner Leitung serviert er ein Fertiggericht. Die Show „Falco meets Queen“ gibt es seit Jahren. Nun wurde sie im Schlossgraben Sommertheaterkost. Ihre Aromen haben sich allerdings längst verflüchtigt, es fehlt ihr die Schärfe. Das zeigte die Premiere am vergangenen Donnerstag.

Die alles entscheidende Frage gleich vorab: Sollen hier die beiden Großen, die unter vielen anderen die Achtzigerjahre prägten, Falco und Freddie Mercury, gedoubelt oder gecovert werden? Beide Darsteller tragen in ihren Künstlerbiografien die Referenzen, diese beiden Idole in Bio-Pic-Musicals auf Tourneen verkörpert zu haben. Axel Herrig schiebt seinen Falco eher in die Double-Richtung, in den Sprechparts könnte er durchaus noch etwas mehr Hansi-Hölzel-näseln. Sascha Lien hält sich scheu bei tonalen Höhen zurück; nun gut, wer kann hier schon einem Freddie Mercury das Wasser reichen: also Cover-Show.

Der Abend an sich, selbst als Konzert verstanden, ist dramaturgisch unauffällig gebaut. Die Zwei-Ebenen-Bühne bedient zweckorientiert, dass die Band bei Regen für die Schonung ihrer Instrumente in einem niedrigen Kasten Unterschlupf findet. Fallweise tritt Gitarrist oder Gitarristin zum Solo vor, viel zu brav dabei, gar steif, sie fühlen die Soli nicht (mehr?) im Körper. Trockeneisnebel in rauen Mengen und acht moving heads, ferngesteuerte Scheinwerfer, die rastlos mit ihren Lichtfingern die Bühne und auch das gesamte Publikum abtasten, fungieren als optische Geschmacksverstärker.

Mit dem Premierenpublikum, einer Großgruppe von Ehrenträgern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, braucht es, die Mitsingbereitschaft zu wecken. Das passiert nach zwei Stunden, eigentlich am regulären Ende des Abends: eine Art „battle“, wie man in Castingshows sagen würde, „Rock Me Amadeus“ gegen „We Will Rock You“, das Publikum zum Mitsingen geteilt in Team Falco bzw. Freddie. Da kommt die Show an, wo sie hingehören würde, nämlich etwas aus dieser außergewöhnlichen Bühnenbegegnung zweier Exzentriker zu machen.

Bis dahin werden abwechselnd die großen Hits beider nach Speisekarte durchgenommen, von vier Tänzerinnen ein wenig aufgefrischt, schön dabei das Solo bei „Jeanny“, das allerdings ohne „Newsflash“ präsentiert wird. Bei „Love of My Life“ an der Rampe hält die exzellente solistische Gitarrenbegleitung das Publikum im Fokus, Liens Gesang wird dazu leider nicht einfühlsam. Highlights: „Der Kommissar“ gleich zu Beginn, „Titanic“ und das Medley „Wiener Blut/Vienna Calling“ sowie „Another One Bites the Dust“, „I Want to Break Free“ und „Radio Ga Ga“ im Zugabeblock.

Für 2024 ist die Zubereitung einer Jubiläumsproduktion zum 30. Musikfestival Steyr mit frischen Zutaten geplant: Richard O`Briens „Rocky Horror Show“. Sie wird sich an jener legendären Inszenierung von Daniel Pascal messen lassen müssen, die 2002 und 2003 im Alten Theater Steyr das stets ausverkaufte Haus zum Beben gebracht hat

„Falco meets Queen“, bis 6.8., Karten unter Tel. 07252/53229-0 oder www.musikfestivalsteyr.at

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