Vor 200 Jahren kam Anton Bruckner zur Welt. 149 Werke hinterließ er uns, wusste Christian Groffner dem Publikum im Kulturpark Traun am Dienstagabend zu erzählen. Der Musikprofessor und Posaunist hatte mit seinen Quartettkollegen Hubert Gredler (Piano), Simon Schmollgruber (Bass) und Lukas Böhm (Schlagzeug) – dem Christian Groffner Quartett – die Idee, Bruckners Vierte in allen vier Sätzen für eine Jazzbesetzung zu adaptieren. Mit nur vier Musikern? Na und! Es wurde ein einziger Wurf, mit dem man der fassungsreichsten Symphonie eine weitere Fassung verpasste.
Also eine Uraufführung, ein elitäres Geburtstagsgeschenk, das zum Weiterreichen für die Zukunft durchaus geeignet ist. Traun mit dem immer schon kulturellen Weitblick lockte eine Menge auf das Experiment Neugierige samt politischer Prominenz in den Schönberg-Saal des Schlosses, wo sich die Ehrung für Bruckner als gerade richtig erwies. Zwar ist nicht überliefert, dass das Weltgenie Bruckner jemals die damals unscheinbare Schlossgegend besucht hat, außer vielleicht auf einem Tanzboden, denn Bruckner war kein trauriges Kind, wenn er das Tanzbein schwingen wollte.
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Quadrille in stilechter Tracht
So erfand man zu diesem Geburtstagsfest auch ein passendes Rahmenprogramm für den jazzigen Bruckner. Im Schlosshof wurde seine Quadrille WAB 121 in stilechter Tracht getanzt (Trauner Kulturverein, Tanzgruppe Fidelius, Siebenbürger in Tracht, Heimat- und Trachtenverein Traun) und nach dem Konzert zeigten Trauner Vereinskünstler ihre aktuellen Werke zu Bruckner. Auf einem Büchertisch der Bibliothek konnte man außerdem literarisch Aktuelles zu Bruckners Leben nachlesen. So intensiv gestaltete sich der Abend. Bravo!
Exzellente Musiker mit großer Achtung vor dem Meister
Das Highlight dann die „neue“ Vierte von exzellenten Musikern, die die Transformation mit großer Achtung vor dem Meister und seinen Themen behandelten, wobei natürlich sein Erfindergeist phasenweise unverkennbar durchschimmerte. Die größte Überraschung war das klangliche Phänomen. Statt der orchestralen Hundertschaft in dem Werk spielten halt nur vier Instrumente bei aller formalen Einschränkung, die der virtuos beherrschte rhythmische Drive aller Musiker wettmachte.
Jazz und Bruckner vertragen sich bestens
Jazz und Bruckner vertragen sich bestens, das weiß man doch, wie der Avantgardist mit seinem Werk in die Zukunft zu weisen wusste. Es mutet ja gar nicht fremd an, wenn eine Posaune statt dem Horn erklingt oder das Schlagzeug die Bläserfunktion übernimmt. Wie das und alles andere gelingt, wusste darüber Groffner in einem umfangreichen Referat zu erzählen und übergab das Wort auch seinen Kollegen. Also geriet der spannend verlaufende Geburtstagsgruß auch als eine Lehrstunde. Auch für die besonders zahlreich anwesende Jugend, die am Schluss, und nicht erst da, mit ihrem lautstarken Jubel nicht sparte.
Von Georgina Szeless