Er ist ein Chamäleon der Popmusik: Elvis Costello wird 70

Er ist ein musikalisches Chamäleon und hat sich seit den 70er-Jahren immer wieder neu erfunden. Elvis Costello gilt als einer der renommiertesten Pop- und Rockmusiker. Doch trotz seiner Popularität kann mit seinem Namen nicht jeder sofort etwas anfangen. Streng genommen heißt der vielseitige Sänger und Gitarrist, der am 25. August 70 Jahre alt wird, auch gar nicht Elvis Costello.

Die, die mit seinem Werk vertraut sind, schätzen seine intelligenten, scharfzüngigen Texte, die ihm früh den Ruf als intellektueller Außenseiter im Rockgeschäft einbrachten. Und sie schätzen seine Vielfalt und die Fähigkeit, immer wieder musikalisch zu überraschen.

Sein Debüt „My Aim Is True“ von 1977 war eine Mischung aus Punk, New Wave und Pub Rock mit Elementen von Rockabilly und Rhythm and Blues. Das Album mit Singles wie „Alison“ und „Less Than Zero“ begeisterte die Kritiker, verkaufte sich gut und etablierte Costello als einen der wichtigsten Songwriter seiner Generation.

Zu diesem Zeitpunkt nannte er sich noch D.P. Costello. Seine Plattenfirma schlug den Namen Elvis vor, um sein Image besser an die aufkommende Punkrock-Bewegung anzupassen. Zur Welt gekommen war er am 25. August 1945 in London als Declan Patrick MacManus, ein Name, der für eine Karriere im Popgeschäft womöglich zu umständlich klang.

Costello wuchs in einem sehr musikalischen Haushalt auf. Sein Vater war der Sänger und Trompeter Ross MacManus, von dem man heute im Internet unterhaltsame Auftritte aus den 60er-Jahren findet. Die Ähnlichkeit zu seinem Sohn ist unverkennbar. Costellos Mutter Lillian war Verkäuferin in einem Schallplattenladen und ein glühender Musikfan. Das prägte die Karriere ihres Sohnes.

„Der wertvollste Rat, den ich je erhalten habe, kam von meiner Mutter Lillian“, erzählte der Brite, der später in Liverpool aufwuchs, im Interview des US-Magazins „Esquire“. „Sie brachte mir bei, das aufzuschreiben, was ich nicht aussprechen konnte, und das hat mir sehr geholfen. Sobald ich es auf dem Papier sehen konnte, konnte ich es aussprechen oder sogar singen.“

Musikalisch probierte er sich immer wieder neu aus. Schon zu Beginn seiner Karriere wechselte Costello scheinbar mühelos zwischen den Musikstilen. Mit den Attractions, seiner langjährigen Begleitband, veröffentlichte er eine Reihe von Alben, die von Punk über Pop bis hin zu Soul reichten. „Armed Forces“ (1979) und „Get Happy!!“ (1980) zeigten früh sein Talent, verschiedene Genres zu verschmelzen.

In den 80er-Jahren überraschte Costello seine Fans mit einer Reihe unerwarteter Projekte. Mit dem Album „Almost Blue“ (1981) wagte er sich an Country-Musik. Auf „Imperial Bedroom“ (1982) experimentierte er mit orchestralen Arrangements und nutzte Instrumente wie Cembalo oder Akkordeon. Eines seiner kommerziellsten Alben war „Punch The Clock“ (1983), das die Hitsingle „Everyday I Write The Book“ enthielt.

Unter Kritikern und Musikliebhabern genießt Costello einen exzellenten Ruf und hat durchaus Kultstatus. Ein Superstar für die breite Masse, ein populärer Mainstream-Künstler, dessen Hits im Radio rauf und runter laufen, wurde er hingegen nie. Und das war ihm möglicherweise ganz recht so.

Costello gilt als hervorragender Geschichtenerzähler, der Wortwitz genauso gut rüberbringen kann wie große Emotionen. In seinen Liedern vernimmt man oft eine Prise Ironie. In seiner Stimme und seinem leicht nasalen Gesang schwingt meistens eine gewisse Verletzlichkeit mit.

Sein Privatleben lieferte genug Inspiration für seine Musik. Die Ehe mit seiner Jugendliebe Mary Burgoyne scheiterte, als Costello berühmt wurde und Affären hatte, wie er selbst einräumte. Viel wurde darüber spekuliert. „Es ist alles in den Songs“, sagte er im „GQ“-Interview. „Die Hörer wissen nur nicht genau, um welche Personen es geht.“

Über 15 Jahre war er mit der Musikerin Cait O’Riordan, Bassistin der Band The Pogues, liiert. Seit 2003 ist er mit der Jazzpianistin und Sängerin Diana Krall verheiratet. Auf seinem Balladen-Album „North“ von 2003 verarbeitete er die privaten Veränderungen. Mit Krall hat er zwei Söhne. 2006 kamen die Zwillinge zur Welt.

Wegen seines lyrischen Talents wird Elvis Costello oft als ein Songwriter für Songwriter gepriesen. Kein Wunder, dass einige der Größten des Fachs mit ihm gemeinsam komponiert haben. Mit Paul McCartney schrieb Costello die Single „Veronica“, die 1989 ein Hit wurde. Der Ex-Beatle spielt sogar den Bass in dem Song.

Besonders fruchtbar war die Partnerschaft mit Komponistenlegende Burt Bacharach („I Say A Little Prayer“, „Walk On By“). Nachdem sie für den Soundtrack des Films „Grace of My Heart“ einen gemeinsamen Song beigesteuert hatten, nahmen Costello und Bacharach 1998 zusammen das Album „Painted From Memory“ auf, das ihnen einen Grammy einbrachte.

1999 hatte das Duo im zweiten „Austin Powers“-Film einen amüsanten Gastauftritt. Auch live traten sie mehrfach zusammen auf.

Mehr als 30 Studioalben hat Elvis Costello bis heute veröffentlicht. Nach einem Auftritt in der „Tonight Show“ von US-Talker Jimmy Fallon nahm er kurzerhand mit dessen Hausband The Roots ein Album auf. Zuletzt veröffentlichte er 2022 „The Boy Named If“. Nicht ausgeschlossen, dass weitere folgen.

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