Zweiter Lockdown also auch für Galerien und Kunsthandel. Den ersten Lockdown nutze Galeristin Christine Stieger zum Umbau ihres Privatwohnhauses zur Galerie.
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Das neoklassizistische Gebäude, gleich neben der bisherigen Galerie wurde 1928 im Auftrag der Gemeinde Pasching als Amtshaus errichtet. Noch am Freitag, das Kommende ahnend, eröffnete Galeristin Christine Stieger ihre neuen Ausstellungsräume. Ein „Soft Opening“, Einlass nur gegen Voranmeldung, wenige maskierte Menschen im großen Raum, darunter der Künstler.
Keine Corona-Tristesse
Im fast sakral anmutenden Hauptraum präsentiert — die neuen Arbeiten von Oliver Dorfer (geb. 1963), alle entstanden ab März 2020. Ein 18-teiliges Werk des Künstlers hängt im Foyer des Musiktheaters in Linz. Vor dem Hintergrund der Ereignisse drehen sich die Bildtitel um Winter, Kälte Eis. Keine Corona-Tristesse, sondern ein meditativer Kontext um Ruhe, Rückzug und Reflexion, poetische Schwebezustände, die jeder Betrachter unweigerlich mit seiner eigenen Fülle anreichert.
Die traditionell aufwendige Technik der Hintergrundmalerei nutzt Dorfer zur Entwicklung tiefer heller Räume. In den Weiten schweben unlesbare Schriftzeichen, es könnten chinesische sein, formal erscheinen abstrakte grafische Elemente, vielleicht Wege ins Helle, gesäumt von möglichen Menschen und Bäumen. Dorfer reduziert seine Bilder im Wesentlichen auf den Punkt als grafisches Grundelement.
Weiße Tupfen verdichten oder verflüchtigen sich, formen Menschen und Dinge als Metaphern für was immer der Betrachter in sie interpretiert. Eine Farbspur rinnt wie zufällig nach unten, eine Linie führt nach oben, womöglich hängen Marionetten in diesen Seilen. Nie erschließt sich das Werk, nie stimmen Größenverhältnisse und Logik in dieser Fülle unerklärter Möglichkeiten.
Chaotische Vielfalt
Dorfer ist Soziologe, als Autodidakt entzog er sich bewusst dem Kunststudium. Techniken und Material erforscht er im Alleingang. Graffiti und Scherenschnitt, Drucktechniken, Holzschnitt, Stickereien abstrakt oder fotorealistisch vereint er auf vielen Ebenen hinter Glas in einer formal chaotischen Vielfalt zu märchenhaften Bildern.
Nur vier Stunden blieben die neuen Räume der Galerie in der Schmiede offen. Blaue, grüne, erdfarbene, jedenfalls helle Arbeiten wählten die Kenner, keine Rottöne wie im Vorjahr, zeigte sich die Galeristin mit dem Verkauf zufrieden. Sie hofft auf das Weihnachtsgeschäft ab dem 7. Dezember. Die Ausstellung dauert auf jeden Fall bis Ende Jänner, geplant ist eine Finissage. Infos: www.galerieinderschmiede.com