Famose Gesangsparty mit gesungenen Tänzen

Theatre of Voices begeisterte im Linzer Brucknerhaus

Mit zahlreichen Chorensembles ist unser Land zum Glück gesegnet, aber was das Brucknerhaus in der Chorkonzertreihe III am Mittwoch dem Publikum vorstellte, war wahrlich mehr als eine Überraschung. Sechs Chorkünstler aus Kopenhagen, die seit der Gründung durch Paul Hillier 1990 auf Weltbühnen berühmt sind, gaben unter der Leitung von Miles Lallemant im Mittleren Saal ein Stelldichein mit ihrer außergewöhnlichen Pflege der Vokalkunst.

Theatre of Voices, also Theater der Stimmen, nennt sich die Gruppe, die sich spezialisiert auf Meisterwerke der Renaissance, gekoppelt mit klangpassenden neuen Stücken, konzentriert und dafür auch eine eigene Vortragsform entwickelte. Angepasst an die unnachahmliche Art des Obertongesangs, die wiederum von der Gegenwartsmusik eines Stockhausen inspiriert wurde und unter sogenannten Kopenhagener Fassungen der Alten Werke dem Publikum anbietet.

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Hochgelobte Homogenität

Stockhausen war natürlich nicht am Programm, aber bekannte Namen von Komponisten wie William Byrd, John Dowland, Anthony Holborne mit ihren Sammlungen von Tänzen nach Art vorbarocker Suiten wie Pavanen, Galliarden oder Almains. In der Elisabethanischen Zeit war es ja nicht unüblich, Bewegungsübungen zur Musik auszuführen. Wie seltsam, wie hier nicht das heute rockende Barockspiel die Musik beherrscht, sondern die edle, feine, introvertierte Klangpflege polyphoner Herkunft die Oberhand behält. Daher darf das Ensemble aus zwei Sopranen, einem Alt, zwei Tenören und einem Bass einzeln oder im Tutti ruhig stimmlich dominieren, entgeht den Vorträgen nichts an der hochgelobten Homogenität eines Chorensembles.

Unter dem Namen des Konzertes „The Dancers Inherit The Party“ gab es eine österreichische Erstaufführung von Gabriel Jackson (Jg. 1962) zu hören. Der aus Bermuda stammende Komponist schrieb das Stück vielfach aus Lamentosätzen der Renaissance, in denen hebräische Lettern, die jedem Vers vorangehen, und die lateinischen Verse selbst musikalisch verarbeitet werden. Im Einzelnen handelt es sich um fünfstimmige Vertonungen des Gedichts „Evening“, dessen Teile von den Stimmkünstlern großartig dargestellt wurden. Jacksons Werke sind vielfach preisgekrönt und auf mehr als 100 Aufnahmen dokumentiert. Man war begeistert, bekam noch eine Zugabe, ein lautes Bravo für die leider zu wenigen Zuhörer, die den ereignisreichen Wert der Veranstaltung erkannten.

Von Georgina Szeless