Festliche Barockmusik in St. Florian mit Alois Mühlbacher

Das Publikum brüllte schon vor der Pause überschäumend

Alois Mühlbacher begeisterte das Publikum im Stift St. Florian. © Alexander Eder

La Festa lud nach St. Florian. Was war das für ein Fest? Viel mehr eine musikalische Sensation mit perfektem Gelingen und hohem Format. Der Marmorsaal in St. Florian war schon lange nicht mehr so total besetzt.

Für Alois Mühlbacher, 29 Jahre alt, ausgebildet bei den St. Florianer Sängerknaben, inzwischen längst international engagiert auf Konzert- und Opernbühnen. Das Stimmwunder aus Hinterstoder mit seiner Naturbegabung und Echtheit bewegt heute und begeistert das Publikum in aller Welt.

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Die barocke Musik braucht genau das, deren Authentizität seinerzeit als das Ideal gegolten hatte. Schon in der Jugend war Mühlbacher ein Affinitätsanhänger des Barock und liebt diese Musik besonders. Jetzt hat er auch schon ein Orchester, es nennt sich Pallidor (= Pseudonym für Bachs Textdichter Georg Christian Lehms) und ist ein Spezialensemble für Alte Musik. Es wurde 2023 von Mühlbacher und seinem Mentor und Förderer Franz Farnberger gegründet und beherrscht sein Musizieren auf alten Instrumenten vielleicht unvergleichbar mit denen der historischen Aufführungspraxis ebenfalls beschäftigten Klangkörper.

Unter dem ehrwüdigen Gesangs- und Pultmeister Farnberger hat Pallidor natürlich auch diesmal sein Bestes gegeben und somit den instrumentalen Teil des Abends bestritten. Auf dem Programm standen und mussten das auch unter den gegebenen Voraussetzungen durch Mühlbacher die beiden barocken Großmeister Antonio Vivaldi und Georg Friedrich Händel. Pallidor spielte präzise, formvollendet artikuliert und ganz erfüllt vom Stilgeist der Barockmusik alle Stücke und war auch ein inspirierender Begleiter für Mühlbacher.

Dass dieser im Mittelpunkt des Konzertes stand, verstand sich von selbst. Sein Vortrag von Arien aus teils bekannten Opern war nicht nur gesungen, sondern erfühlt. Ihre Inhalte auch in der Originalsprache nachvollziehbar, wobei die gestalterische Komponente auch einen hohen Grad an Einfühlungsvermögen erforderte. Mühlbacher hat seine Stimme und ihre Führung stets im Vollgriff und war auch den plötzlich erforderlichen Stimmungsschwankungen musikalisch gewachsen.

Eine so echte Darstellung von Bühnenrollen auf dem Konzertpodium kann nicht so schnell ein Sänger erreichen. Vom hellen Glanz seiner Höhe, dem aufflammenden Leuchten in der Mittellage übergehen in das tiefe Register, als gäbe es keine musikalischen Fachgrenzen, ist mehr als eine Spitzenleistung und stellt Mühlbacher in die Liga berühmter Countertenorkollegen. Mühlbacher nur ein Countertenor? Laut Programm ein Altus/Counter.

Man müsste jede seiner Nummern separat nennen, möchte aber die Arien aus den Händel-Opern „Rinaldo“ und „Orlando“ als Höhepunkte des Programms bezeichnen. Das Publikum brüllte schon vor der Pause überschäumend, und reagierte am Schluss noch ekstatischer. Zwei Zugaben sollten darauf genügen für das barocke Ausnahmefest.

Von Georgina Szeless