Am Sonntag gab es in der vollen Stiftskirche der Schlägler Abtei das sechs Kantaten umfassende Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach in voller Länge, aufgeteilt auf zwei Konzerte. Auch zu Bachs Zeiten wurde das ganze Werk nie auf einmal gespielt.
Die Schlägler Musikverantwortlichen brachten das Werk an einen Platz, wo es hingehört und die entsprechende Andacht an dem sakralen Ort gegeben ist. Ideale Raumakustik des Gotteshauses, das in seiner überschaubaren Größe eine bessere Klanghomogenität ermöglicht als die großen Kathedralen.
Ein in seiner Größe erhabenes Werk entfaltete sich uneingeschränkt in den heiligen Räumen. Eine sechsteilige Kantatensammlung von lyrischen Betrachtungen, die durch den im Rezitativ vorgetragenen Weihnachtsbericht aus Matthäus und Lukas zusammengehalten sind.
Gerade eine solche Harmonie bestimmte die Schlägler Aufführung mit ausgesuchten, in der Barockmusik durchwegs einschlägig geschulten Interpreten. Beginnend beim Dirigenten H. Ewald Nathanael Donhoffer opraem mit seiner ruhig-bescheidenen, ohne Stabeinsatz unspektakulären Zeichengebung. Vielleicht wäre nur etwas mehr Beachtung dynamischer Nuancen zugunsten der „Situationsmusik“ Bachs von Vorteil gewesen.
Jedenfalls imponierte Donhoffer als das Aushängeschild von klassischer Laufbahn eines geistlich gefestigten Kirchenmusikers mit vielfältigen Aufgaben, die sich noch vermehren werden, wurde er doch von Abt Lukas Dekany in seiner Begrüßung offiziell zum Stiftskapellmeister ernannt.
Instrumental verhalf das vielbegehrte L´Orfeo Barockorchester Michi Gaiggs mit seinen solistisch zu bewundernden Continuospielern zu dem Ereignis und das tüchtige Vokalensemble musica plagensis, und erst recht die international tätigen Solisten Johanna Falkinger (Sopran), Monika Schwabegger (Alt) und Stefan Zankl (Bass). Herausragend noch Tenor Martin Platz, gesegnet mit einer deklamatorisch packenden Rezitativ- und Oratorienstimme. Für ihn gab es die lautesten Bravi im heftigen Schlussbeifall.