„Furiosa: A Mad Max Saga“: Rache zwischen Wüstensand und Motorenlärm

Die australische Wüste ist weiter kein einladender Ort: Kultregisseur George Miller legt mit „Furiosa“ nicht nur den fünften Teil seiner „Mad Max“-Reihe vor, sondern knüpft damit auch direkt an den höchst erfolgreichen Vorgänger „Fury Road“ von 2015 an. Besser gesagt: Er erzählt die Vorgeschichte von Titelheldin Furiosa, die sich auf einen blutigen Rachefeldzug zwischen Wüstensand und Motorengeheul begibt. Ein optisch opulentes Actionspektal.

Großartige Darsteller

Miller setzt etliche Jahre vor seinem sechsfach Oscar-prämierten Erfolg „Fury Road“ an und wirft den Blick zunächst auf eine kleine, grüne Oase inmitten der Unwirtlichkeit dieser Endzeitstimmung. Hier lebt Furiosa mit ihrer Familie, stets in Sorge davor, von den wilden Gangs der Außenwelt entdeckt zu werden. Als genau das eines Tages passiert und das Mädchen entführt wird, macht sich ihre Mutter auf die Suche nach ihr. Für Hoffnung ist aber nur wenig Platz: Warlord Dementus (Chris Hemsworth brilliert als entrückt-manischer Bösewicht) lässt Furiosas Mutter vor den Augen der Kleinen töten und nimmt das Kind in seine Bikerhorde auf.

Jahre später gibt es ein fragiles Gleichgewicht zwischen den verfeindeten Clans, die sich die zentralen Versorgungsposten des Wastelands aufgeteilt haben – Gastown, die Bullet Farm sowie die Zitadelle, wo Immortan Joe (Lachy Hulme) herrscht. Unter seinem brutalen Regime fristet nach einem Tauschhandel auch die erwachsene Furiosa (Anya Taylor-Joy tritt in die Fußstapfen von Charlize Theron und macht ihre Sache mehr als gut) ihr Dasein, wobei sich die stoische Frau sukzessive nach oben arbeitet und letztlich gemeinsam mit Praetorian Jack (Tom Burke) für die gefährlichen Versorgungsfahrten eingesetzt wird. Stets verfolgt sie dabei ihr Ziel, Rache an Dementus zu nehmen und eines Tages in ihre Heimat zurückzukehren.

Abstoßende, aber in schillernden Farben gezeichnete Welt

Es ist eine abstoßende, aber in schillernden Farben gezeichnete Welt, die Miller und Kameramann Simon Duggan dem Publikum vorsetzen. So eigenwillig die wenigen Grüntöne zu Beginn des Films wirken, so sehr spürt man im Verlauf der Zeit den Sand in jede Pore rieseln, riecht man das Benzin und vibrieren die Glieder angesichts der unzähligen Motoren und Maschinen, die das „Mad Max“-Universum beherrschen. Es ist eine laute, dreckige, vor allem aber unbarmherzige Welt, in der madenübersäte Leichen als Nahrungsquelle dienen und kaum ein Körper ohne Deformation auskommt. Kein Wunder, dass hier das Gesetz des Stärkeren gilt. „Wir können nicht weich sein“, entfährt es Dementus an einer Stelle. „Es braucht Vergeltung!“

Brutaler Bombaststreifen

Damit wäre die Stoßrichtung des brutalen Bombaststreifens gut zusammengefasst. Ein ums andere Mal lässt Miller die Fahrzeuge und Warboys durch die Wüste jagen, um sich gegenseitig zu bekriegen. War schon „Fury Road“ ein einziger Exzess an Explosionen, abgetrennten Körperteilen oder durch die Luft geschleuderten Motorrädern, so legt „Furiosa“ noch ein Schippchen drauf. Obgleich es um den Werdegang der Titelheldin geht, hat der australische Regisseur offensichtlich zu viel Freude daran, wie ein kleiner Bub im Sandkasten seine zuvor kunstvoll errichteten Gebilde mit blinder Zerstörungswut wieder dem Erdboden gleichzumachen.

Das Personal ist zu einem Gutteil aus dem Vorgänger bekannt – sogar Mad Max selbst hat einen kleinen Cameoauftritt -, die neu in Szene gesetzten Schauplätze punkten mit viel Einfallsreichtum und Liebe zum Detail. Es ist aber allen voran das Zusammenspiel von Taylor-Joy und Hemsworth, das den Charme von „Furiosa“ ausmacht. Letzterer kann sein Superheldenimage locker abstreifen und den verrückten Antagonisten mit philosophischer Note ungemein überzeugend spielen. Und Taylor-Joy nutzt die Steilvorlage von Kollegin Theron insofern, als sie weitere Facetten dieses Charakters ausleuchtet. Und doch gilt erneut: Millers „Mad Max“-Ausflüge sollte man einfach auf sich wirken lassen und genießen. Wer ein Faible für brutale, benzingeschwängerte Action hat, kommt definitiv auf seine Kosten.

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