Furioses Finale der 50. Oberösterreichischen Stiftskonzerte mit Fabio Biondi in St. Florian. In der internationalen Barockmusikszene gilt der sizilianische Violinvirtuose als absoluter Superstar und nicht nur bei Vivaldi meint man, er und sein Ensemble Europa Galante würden um ihr Leben spielen.
Neben Musik etwa von Archangelo Corelli stand der Nummer-eins-Hit der Barockmusik auf dem Programm, Antonio Vivaldis Violinkonzerte „Die Vier Jahreszeiten“. Und die hatten es in sich.
Gleich zu Beginn erlaubte sich ein verschmitzter Biondi bei der Interpretation von „La Primavera“ im Allegro eine frei improvisierte „extended version“ des Hauptmotivs, mischte wie ein Spaßvogel lustig mit im Vogelgezwitscher, das die neunköpfige Streichersektion im Largo anstimmte, ehe im Danza Pastorale die ganze musikalische Klangfülle eines strahlenden Frühlings rasant hervorbrach.
Im Sommer „L’estate“ hörte man aufgebrachtes Bienen- und Hummel-Gesumme, bevor sich der gewaltige Gewittersturm im Presto entlud, Fabio Biondi wie ein Blitz auf seiner Violine dahin jagte, mit ihr zu verschmelzen schien, und das Publikum überwältigt mitten im Konzert in einen nicht enden wollenden Applaus verfiel. Nach einem eigenwillig schräg interpretierten Herbst „L’autunno“ hielt der schwere Winter „L’inverno“ Einzug.
Umrahmt von einer stimmigen Tanzperformance des italienischen Choreografen Valerio Iurato, bei der zwei Darsteller in utopischen weißen Gewändern an lebendig gewordene Eisfiguren erinnerten. Jubel und stehender Applaus zum Finale, das Publikum tobte im vollen Marmorsaal wie bei einem Popkonzert und riss sich als Zugabe die Wiederholung des fulminanten „L’estate“-Prestos heraus. Vivaldi at its best, atemberaubend, unerhört und althergebrachte Hörgewohnheiten sprengend, besser geht Barockmusik nicht. Barbara Duftschmid