Gedenken an Hinrichtung von Franz Jägerstätter vor 80 Jahren

Feierlichkeiten widmen sich Wehrdienstverweigerung als Verfolgungsgrund

Franz Jägerstätter
Franz Jägerstätter © FFJI

Der Tod des NS-Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter jährt sich am 9. August zum 80. Mal. Die Gedenkfeierlichkeiten in St. Radegund widmen sich inhaltlich dem Thema der Wehrdienstverweigerung als Verfolgungsgrund.

Jägerstätter wurde 1907 in St. Radegund geboren. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs entkam der Innviertler als Landwirt und Mesner dem Dienst in der Wehrmacht noch, als 1943 erneut ein Einberufungsbefehl kam, weigerte er sich aus Glaubensgründen, Dienst mit der Waffe zu versehen. Er wurde inhaftiert, gefoltert und schließlich vom Reichskriegsgericht zum Tod verurteilt. Am 9. August 1943 wurde der damals 36-Jährige in Brandenburg an der Havel enthauptet.

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Seine Frau Franziska, mit der er drei Kinder hatte, stand immer hinter seiner Entscheidung und hielt bis zu ihrem Tod 2013 das Gedenken an ihren Mann hoch.

Rehabilitiert wurde Jägerstätter erst 1997

Die gesellschaftliche Akzeptanz des „Wehrdienstverweigerers“ ließ ebenso Jahrzehnte auf sich warten wie das Bekenntnis der Kirche zu Jägerstätter — wohl aus Angst, ehemalige Kriegsteilnehmer zu düpieren. Erst Anfang der 1970er-Jahre kam die gesellschaftliche Diskussion durch den Dokumentarfilm „Der Fall Jägerstätter“ von Axel Corti in Gang. Rehabilitiert wurde Jägerstätter aber erst 1997, als das Landgericht Berlin das Urteil gegen ihn aufhob, was rechtlich einem Freispruch gleichkommt.

Auch in der Kirche dauerte das Umdenken sehr lange. Die römische Kurie befürchtete lange eine „zu starke Präferenz des Pazifismus“. Erst unter dem Linzer Bischof Maximilian Aichern wendete sich das Blatt. 1997 wurde der Seligsprechungsprozess offiziell eröffnet, 2005 erkannte der Vatikan Jägerstätter als Märtyrer an. Am Nationalfeiertag 2007 wurde der Wehrdienstverweigerer als erster Oberösterreicher seliggesprochen. Betreut wurde das Verfahren vom heutigen Linzer und damaligen Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer. Der liturgische Gedenktag Jägerstätters ist am 21. Mai.

Mittlerweile gibt es sogar ein eigenes Franz und Franziska Jägerstätter Institut an der Katholischen Privat-Universität Linz. Die Auseinandersetzung mit Jägerstätter habe sich in den vergangenen acht Jahrzehnten mehrfach geändert, sagt dessen Leiter Andreas Schmoller: „Neben dem Gedenken stand immer auch der Blick auf andere Figuren des NS-Widerstands sowie der Austausch über die NS-Vergangenheit in Österreich auf dem Programm.“ Nun würde der Ukrainekrieg historische Analogien zwischen damals und heute in den Blickpunkt rücken und für Kontroversen sorgen.

Inwieweit das Thema Ukrainekrieg in den Gedenkfeierlichkeiten, zu denen traditionell auch viele Gäste aus der Friedensbewegung aus Italien und den USA anreisen, Niederschlag finden wird, ist noch offen. Am 8. August findet das Abendgebet in der Kirche St. Radegund statt. Am 9. August kann man sich am Vormittag im Pfarrheim Tarsdorf über die Schriften Franz Jägerstätters informieren.

Anschließend referiert Herbert Langthaler von der Asylkoordination Österreich über das Thema Wehrdienstverweigerung als Verfolgungsgrund. Am Nachmittag findet die traditionelle Fußwallfahrt von Tarsdorf nach St. Radegund statt, wo um 16 Uhr — zur Todesstunde Jägerstätters — eine Andacht gehalten wird. Am Abend zelebriert dort Diözesanbischof Manfred Scheuer eine Eucharistiefeier. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildet die Lichterprozession zur Jägerstätter-Grabstätte.