Im Rahmen der Bechstein-Klavierabende im Brucknerhaus spielte kürzlich im Mittleren Saal die russische Pianistin rumänischer Herkunft Daria Parkhomenko. Eine bildschöne Erscheinung in grüner Abendrobe, zielsicher eine der größten Karrierehoffnungen ihrer Generation nach Erfolgen bei Wettberweben und Festspielauftritten auf berühmten Bühnen. Ein Star von morgen, das weiß sie schon heute.
Ein etwas affektiertes Gehabe lässt rasch ihr zweifellos virtuoses Talent aufblitzen, führt ihre atemberaubende Technik in einem Programm, dessen Schwierigkeit oft mehr Ernsthaftigkeit offenbart, als es ihre derzeitige Reife brauchen würde.
Durch Faszination eigener Überzeugungskraft gewinnt man leicht das Publikum, überhaupt, wenn eine solche Anschlagskunst allein schon den Differenzierungsradius der Stücke auslotet. Das nicht leicht überlegte, aber schwer aufzunehmende Programm brauchte diese Überlegung und blieb ihr von der Künstlerin technisch nichts schuldig.
César Francks „Prelude fugue et variation“, ein Orgelwerk in der Bearbeitung für Klavier von Harold Bauer und inspiriert von der Klaviertradition Liszts, rückte die Interpretin von dahin perlenden Triolen zu einer detaillierten Durchformung agogisch jenseits vom barocken Klangeindruck. Franck, der zumindest zeitweise vom Raidinger Salonlöwen Franz Liszt gefördert wurde, hätte die Transkription sich wohl anders vorgestellt.
Darauf folgte George Enescu mit seiner Klaviersuite Nr. 2 und wuchs zu einem Herzensstück der Pianistin. Sie erzeugte mit den vier Sätzen unglaubliche drastische Stimmungen, in denen sie ihre Fantasien ausleben konnte. Vom freien Umgang mit der Materie und dem geistigen Inhalt der Sätze auf der Spur, bevorzugte sie aber effektvolle, leider allzu vordergründig hammernde Akkordschläge. Mochte das barocke, nach Form strebende Klanggewand der Musik sich dennoch durchzusetzen versuchen. Wohin des Weges, wenn die Emotionen bei dem technischen Wunderwerk der Pianistin und dem nicht immer ganz präzisen Finger- und Figurenlauf im Fortissimo versinken. Für die mit etwas mehr Zurückhaltung gespielte Musik wird noch viel zur Vollendung passieren müssen.
Daran änderten die Neun Etudes Tableaux op. 39 des russischen Komponisten Sergej Rachmaninoff als letzte Programmgabe auch nicht viel. Der berührende „Schwanengesang“ hatte den Klaviervirtuosen Rachmaninoff zu einem Stockholm-Konzert geführt, von dem er nicht in seine russische Heimat zurückkehrte. Er starb 1943 als amerikanischer Staatsbürger in Kalifornien.
Daria Parkhomenko gab ihr Debüt in Linz nach einer Zugabe, sie möge wiederkommen, bleibt zu wünschen übrig. Das drückte auch der Beifall aus.
Von Georgina Szeless