Großartige Begegnung mit Jordi Savall und seinen Musikern

Orchester Le Concert des Nations setzte die Reihe der Bruckner-Symphonien im Originalgewand fort

Jordi Savall und Musikerinnen des von ihm gegründeten Orchesters in Linz © Reinhard Winkler

Auch das Orchester Le Concert des Nations kam mit seinem Gründer und Dirigenten Jordi Savall zum Auftritt im Rahmen des Brucknerfestes nach Linz, um auf Originalinstrumenten die Reihe der Bruckner-Symphonien im Originalgewand fortzusetzen.

Die Mitglieder des Orchesters kommen mehrheitlich aus romanischen (Spanien, Italien, Frankreich, Portugal) oder lateinamerikanischen Ländern und sind international anerkannte Spezialistinnen und Spezialisten in der historisch fundierten Interpretation Alter Musik mit Originalinstrumenten. Jordi Savall widmet sich der Erforschung der Alten Musik, analysiert und interpretiert sie mit seiner Gambe oder als Dirigent.

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Im ersten Teil des Konzertes allerdings waren es Werke von Franz Schubert und Robert Schumann, die ob ihrer Zweisätzigkeit nicht nur zeitlich in das Programm passten, sondern deren Schöpfer auch stets neue Wege wagten.

Im Fall von Schuberts Sinfonie Nr. 7, die den Beinamen „Unvollendete“ trägt, gelang eine zuerst düstere und mysteriös gehaltene Stimmung, bis der sehnsuchtsvolle Gesang der Oboe samt feinen Klarinettenklängen einsetzte und – auch mit volltönenden, warmen Klängen der Blechinstrumente –  eine neue Welt dieser „Unvollendeten“ entstehen ließ.

Ganz anders die viel weniger bekannte Sinfonie Robert Schumanns in g-Moll, „Zwickauer“, die in ihrer Quirligkeit und mit überraschend kraftvollen Tutti-Akkorden immer wieder mit fanfarenhaften Melodien aufwartet und auch mit dem Originalinstrumentarium eine interessante Durchschlagskraft entwickelte.

Im zweiten Teil des Konzertes endlich Anton Bruckner mit seiner Sinfonie d-Moll, die auch als „Annullierte“ bezeichnet wird. Für die Zuseher im voll besetzten Großen Saal des Brucknerhauses sind die melodischen und rhythmischen Übereinstimmungen vielfach unbekannte Brucknerklänge und dabei auch neu zu hörende Wendungen des originalen Klanges dieser Instrumente.

Übereinstimmungen finden sich bei hörbar sakralen Melodien, die beim Komponisten nicht zufällig entstehen, sondern aus der zuvor komponierten f-Moll-Messe stammen. Der 2. Satz macht die choralartige Andacht im vierstimmigen Satz hörbar. Auch im Scherzo mit den martialischen Blechblaseinwürfen ist Bruckner wieder voll gegenwärtig und wird erkennbar in den prägnanten Generalpausen. Die wiederkehrenden und übereinander liegenden Themen und dichten Verschränkungen sind die Merkmale seines späteren Personalstiles.

Großer Jubel für den Dirigenten und das nach 25 Jahren stattfindende Wiedererleben dieses großartigen Orchesters.

Von Christine Grubauer